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Tilman Mayer

Von der Mitte her denken. Die Potentiale der Volksparteien. Wahlanalyse 2013

Bonn: Bouvier Verlag 2013; 129 S.; 16,90 €; ISBN 978-3-416-03372-5
„Von der Mitte her denken“ klingt nach einer konzisen Beschreibung des Wahlergebnisses der Bundestagswahl 2013 unter besonderer Berücksichtigung der großen Volksparteien. Doch Tilman Mayers Buch ist etwas anders gelagert als es der Titel erwarten lässt. Eigentlich handelt es sich um zwei letztlich lose miteinander verbundene Essays. Im ersten Teil beschreibt Mayer die historische Leistung der CDU (und zwar letztlich allein der CDU) bei der gesellschaftlichen Integration des Bürgertums in Deutschland. Den Begriff des Bürgertums verwendet Mayer dabei eher im Verständnis des Citoyens als im Sinne des Bourgeois. Dadurch wird die Frage der Lagerzuordnung dieser Bürger offen gehalten. Weil Mayer zugleich davon ausgeht, dass die „Zeit politischer Ideenkreise nicht vorüber“ (61) ist, ahnt man, dass der Kampf um die politische Mitte zwar perspektivenreich, aber eben keineswegs determiniert ist. Das Bemühen der Union, sich auf das Christliche oder ihre Geschichte zu beziehen, dürfte auch deswegen nach Mayers Einschätzung nicht ausreichen. Aus dem bisherigen Erfolg der CDU lasse sich „keineswegs eine Garantie für weiteres Reüssieren ziehen“ (54). Das wird dann bei der Auswertung der Bundestagswahl en passant deutlich, die den zweiten Teil des Bandes ausmacht. Auf der Basis der Daten zur Bundestagswahl 2013 beschäftigt sich Mayer zwar weniger mit dem Zustand der Volksparteien. Dennoch befasst er sich in letzter Konsequenz schon sehr intensiv mit der Frage, wie der große Wahlsieg der Merkel‑Union einzuordnen ist. Zumindest steht dieser in einem auffälligen Gegensatz zur wiederholten Mehrheit des heterogenen linken Lagers im Bundestag. Ungeachtet dessen müssten die Mehrheiten im Parlament zur Kenntnis nehmen, dass es eine „bürgerliche APO“ (121) gibt, die sich zum einen aus den knapp gescheiterten Parteien AfD und FDP und zum anderen aus einem Teil der Nichtwähler zusammensetzt. Der Bonner Politologe Mayer liefert ein gut zu lesendes Stück über den Zustand des deutschen Bürgertums und zu den politischen Kräfteverhältnissen in Deutschland ab.
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Rubrizierung: 2.3312.3232.321 Empfohlene Zitierweise: Stephan Klecha, Rezension zu: Tilman Mayer: Von der Mitte her denken. Bonn: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38175-von-der-mitte-her-denken_46676, veröffentlicht am 12.03.2015. Buch-Nr.: 46676 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken