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Jacques Rancière

Die Methode der Gleichheit. Gespräch mit Laurent Jeanpierre und Dork Zabunyan. Aus dem Französischen von Richard Steurer-Boulard

Wien: Passagen Verlag 2014 (Passagen Forum); 265 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-7092-0141-1
In der Interviewreihe mit Jacques Rancière bildet der Band eine gewisse Ausnahme und funktioniert als Komplementärpart zu den chronologischen Textsammlungen der übrigen drei Bände (siehe Buch‑Nr. 46507, 43162 und 46506) ebenso wie als eigenständiges Werk. Das Gespräch verläuft in vier großen Blöcken, die jeweils eine andere Stoßrichtung verfolgen. Zu Beginn steht Rancières intellektueller Werdegang bis 1976 im Mittelpunkt, jenem Zeitpunkt also, von dem aus die weiteren Interviewbände zeugen. Rancière dokumentiert darin selbst seine Studienzeit, die Assoziation mit dem und Abwendung vom Althusserianismus, seine ersten eigenen Arbeiten und politischen Aktivitäten, den Einfluss der Ereignisse um den Mai 1968 und schließlich seinen Rückzug in die Archive zur Arbeit an „Die Nacht der Proletarier“, dem Werk, „das die Arbeit ist, die den thesenhafteren Büchern zugrunde liegt“ (48). Ausgehend davon geht es im zweiten Teil um die Zusammenhänge innerhalb seines Werks, die sich aus einer bestimmten Methodik ergeben. Unterschiedliche Konzepte seines Denkens kommen zur Sprache und in den Dialog mit klassisch philosophischen Fragestellungen, so etwa seine Privilegierung des Raumbegriffs als Möglichkeit zur Herausforderung der Hierarchie von verschiedenen Diskursarten wie Wissenschaft und Ideologie. Die darin erkennbare Herangehensweise lässt eine Art Werkseinheit erkennen, die der landläufigen Trennung seiner Arbeiten in eine ästhetische und politische Theorie widerspricht. Im dritten Teil wird Rancières Denken, das sich zu großen Teilen auch als eine Kritik an Theoriepositionen entwickelte, mit Konfliktlinien zeitgenössischer Theorien konfrontiert, an denen seine Position und deren Bezüge deutlich hervortreten. Ob in seinen Ausführungen gegen die konsensuelle Praxis der Demokratie oder in seinen Kritiken an der privilegierten Sprecherposition des Intellektuellen, in letzter Instanz bringt Rancière einen Gleichheitsbegriff als Grundlage seiner Kritik in Stellung, der fast ontologischen Rang einzunehmen scheint. In dem Sinne also, dass für Rancière „die Gleichheit eine Dynamik ist und kein Ziel“ (169), ist sie ihm auch Methode. Und zwar, wie im letzten Teil anklingt, Methode zur Herausforderung des Notwendigen und damit zur Schaffung von Möglichkeitsräumen. In diesem Anspruch lässt sich Rancières Denken auch auf die Gegenwart beziehen: Gibt es eine internationalisierte polizeiliche Ordnung? Welchen Begriff von Veränderung braucht es? Wie lässt sich politische Subjektivierung heute denken? – Fragen, die seinem Denken nicht neu sind, sondern an denen es sich aktualisieren lässt.
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Rubrizierung: 5.42 Empfohlene Zitierweise: Alexander Struwe, Rezension zu: Jacques Rancière: Die Methode der Gleichheit. Wien: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38168-die-methode-der-gleichheit_46509, veröffentlicht am 12.03.2015. Buch-Nr.: 46509 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken