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Phoebe Stella Holdgrün

Gender equality. Implementierungsstrategien in japanischen Präfekturen

München: iudicium 2013 (Monographien aus dem Deutschen Institut für Japanstudien 54); 390 S.; 47,- €; ISBN 978-3-86205-042-0
Politikwiss. Diss. Düsseldorf; Begutachtung: M. Mae, G. Vogt. – „Im Berufsleben erfuhren Frauen [...] eine Abstempelung als schmückendes Beiwerk, als sogenannte ‚office flowers’“ (101). In den 1970er‑Jahren war es um die Gleichberechtigung der Geschlechter in Japan nicht gut bestellt, Frauen wurden auf ihre Rolle als Mutter, Hausfrau und Pflegerin von Angehörigen reduziert. Doch seitdem das Land 1979 die „UN‑Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau“ unterzeichnet habe, seien Maßnahmen zur Geschlechtergleichstellung mit durchaus ehrgeizigen Zielen beschlossen worden. Phoebe Stella Holdgrün untersucht in ihrer Politikfeldanalyse zur Implementierung von Geschlechtergleichstellung in Japans Präfekturen, warum diesen Zielsetzungen allerdings auffallend wenig Konsequenzen folgten. So erreiche Japan im Vergleich des Global Gender Gap Report 2013 nur Platz 105 von 136 Ländern. Die Autorin geht davon aus, dass es vor allem bei der Implementierung der Maßnahmen hapert. Außerdem spielten die Präfekturen, die im Zuge einer eingeleiteten Dezentralisierung der Verwaltung in den 1990er‑Jahren an Bedeutung gewannen, eine wichtige Rolle. Deshalb vergleicht Holdgrün bei ihrer Feldforschung in Japan die Umsetzungsprozesse des „Basic Law for a Gender‑equal Society“ in den Präfekturen Shiga und Nagasaki und befragte 37 Akteure in qualitativen Experteninterviews. Shiga habe zum Zeitpunkt der Untersuchung viele weibliche Abgeordnete und eine relativ hohe Rate an Frauen in höheren Verwaltungspositionen gehabt, inzwischen sogar inklusive einer Chefin an der Spitze der Präfektur. Dagegen erfülle Nagasaki lediglich die gesetzlichen Mindestquoten und habe wenige Frauen auf entscheidenden Positionen vorzuzeigen. An Nagasakis schlechter Performance sei unter anderem ein stark konservativ geprägtes Umfeld schuld, das weibliche Partizipation erschwere. In Shiga habe dagegen neben einer progressiveren Bevölkerung vor allem der persönliche Einsatz des Gouverneurs für die Gleichstellungspolitik sehr geholfen, die Situation zu verbessern. Als ihm 2007 eine Frau im Amt nachfolgte, habe diese sein Engagement übrigens deutlich weniger ehrgeizig fortgeführt. „Hier zeigt sich exemplarisch, dass das Geschlecht eines individuellen Akteurs nicht automatisch die progressive Unterstützung von Gleichstellungspolitik verheißt.“ (259)
{WDE}
Rubrizierung: 2.682.272.21 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Phoebe Stella Holdgrün: Gender equality. München: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38116-gender-equality_46384, veröffentlicht am 26.02.2015. Buch-Nr.: 46384 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken