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Johannes Varwick (Hrsg.)

Krieg und Frieden. Eine Einführung

Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2014 (uni studien politik 58); 157 S.; 9,80 €; ISBN 978-3-7344-0023-0
Die Themen Krieg und Frieden gehören zu den ältesten und zentralen Gegenständen der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Politik. Die Frage nach dem Wesen und Wandel von Krieg und Frieden scheint 100 Jahre nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs umso schwieriger zu beantworten zu sein. Der von Johannes Varwick, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Halle‑Wittenberg, edierte Sammelband enthält fünf Beiträge, die sich „exemplarisch einigen Ausschnitten aus dieser Problematik“ (11) widmen. Diese Ausschnitte beziehen sich auf die Ursachen und Folgen des Ersten Weltkriegs, die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem jüngeren Formenwandel von Krieg, den möglichen Ursachen für einen stabilen Frieden, einen Vergleich der parlamentarischen Befugnisse zur Legitimierung von Kriegseinsätzen in Demokratien und die Besonderheiten der deutschen Haltung zum Einsatz von militärischer Gewalt in der auswärtigen Politik. Reinhard Meyers fasst zusammen, was in der Forschung bisher unter dem Begriff des postmodernen Kriegs verstanden wurde. Zwecks dieser Kategorisierung werden Charakteristiken bemüht, wie sie durch Mary Kaldor und Herfried Münkler benannt wurden: eine asymmetrische Struktur (Staaten gegen nichtstaatliche Gruppierungen), die Entgrenzung (das Fehlen klarer Fronten), die Autonomisierung (die Fortsetzung kriegerischer Gewalt nach dem eigentlichen Konflikt) und die Unterscheidung von Low‑ und High‑Tech‑Kriegsführung. Für Deutschland stellt Christian Stock fest, dass das Land seit den Einsätzen im Kosovo und in Afghanistan „ein rastloser Wanderer auf der Suche nach seinem sicherheitspolitischen Profil“ (124) geworden sei. Demnach lassen sich zwei unterschiedliche Positionen identifizieren, die Deutschland entweder auf dem Pfad militärischer Enthaltung oder im Sinne einer vermeintlichen Normalisierung seines Verhältnisses zur Anwendung militärischer Gewalt auf Augenhöhe mit Staaten wie Großbritannien und Frankreich sehen wollen. Ihn überrascht am Ende seines lesenswerten Beitrags, warum Deutschland sich gerade in risikoreichen Einsätzen wie der Afghanistan‑Mission engagiert hat, anstelle sich im Rahmen der VN‑ und EU‑Zusammenarbeit zu engagieren und dabei sein zivil‑militärisches Fähigkeitsprofil verstärkt zur Geltung zu bringen.
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Rubrizierung: 4.14.21 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Johannes Varwick (Hrsg.): Krieg und Frieden. Schwalbach/Ts.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38100-krieg-und-frieden_46444, veröffentlicht am 19.02.2015. Buch-Nr.: 46444 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken