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Gunnar Hindrichs / Axel Honneth (Hrsg.)

Freiheit. Stuttgarter Hegel-Kongress 2011

Frankfurt a. M.: Vittorio Klostermann 2013 (Geist und Geschichte 1; Veröffentlichungen der Internationalen Hegel-Vereinigung 25); 825 S.; Ln., 59,- €; ISBN 978-3-465-03807-8
Man dürfte nicht auf große Widersprüche stoßen, wenn man der Verwendung des Freiheitsbegriffs in der politischen Rede zwei Eigenschaften gleichermaßen zuschreibt: Freiheit stellt gerade für moderne Gesellschaften einen zentralen, normativ unbestreitbaren Leitwert dar, zugleich aber ist der Gehalt des Begriffes durchgängig Gegenstand von Auseinandersetzungen, die sich vielfach auf unvereinbare Prinzipien berufen. Man denke nur an die in der politischen Theorie gerne angeführte Unterscheidung Isaiah Berlins zwischen negativer Freiheit als Abwesenheit von Einschränkungen und positiver Freiheit als dem Vermögen zu handeln. Wie die Beiträge zum Stuttgarter Hegel‑Kongress 2011 zeigen, weist auch die Philosophie im Verständnis von Freiheit ein weites Interpretationsspektrum auf – und dies, obschon hier weitgehend das Werk eines Philosophen als Referenz diente. Insgesamt erfolgte die Diskussion in drei Plenarvorträgen (Honneth, Wellbery, Siep) und elf Kolloquien mit je drei Fachbeiträgen. Auslegungen und Interpretationsvorschläge gruppierten sich um Themenstellungen, die teils Freiheit im Kontrast zu gegenläufigen Konzepten beziehungsweise Institutionen behandelten (Erste Natur; Determinismus; Selbstgesetzgebung; soziale/individuelle Freiheit; Markt; Recht; Zweite Natur), teils Freiheit in speziellen Handlungskontexten erläuterten (Kunst; Emanzipation; Religion). Dabei formulieren die Herausgeber den Anspruch, das „philosophische Gespräch über die Idee der Freiheit“ betreffe ebenso „Dimensionen der außerakademischen Selbstverständigung“ (10). Für die Sozialwissenschaften jedenfalls sind vor allem jene Beiträge von besonderem Interesse, die – im Anschluss an Hegels Rechtsphilosophie – die soziale Natur der Freiheit betonen (Honneth; Menke; Berger; Jaeggi; Neuhouser). Diese Perspektive hat Honneth pointiert zum Ausdruck gebracht: Die Hegel‘sche Rechtsphilosophie könne uns heute nicht in ihrer konkreten Durchführung, wohl aber in ihrem Aufriss als Vorbild einer Theorie gesellschaftlicher Freiheit dienen, weil Hegels Konzeption der Sittlichkeit von Institutionen einen Begriff kommunikativer Freiheit enthalte, der Intersubjektivität und Gerechtigkeit verknüpfe.
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Rubrizierung: 5.15.335.42 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Gunnar Hindrichs / Axel Honneth (Hrsg.): Freiheit. Frankfurt a. M.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38084-freiheit_45207, veröffentlicht am 19.02.2015. Buch-Nr.: 45207 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken