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Klaus Werner-Lobo / Hans Weiss

Schwarzbuch Markenfirmen. Die Welt im Griff der Konzerne

Wien: Deuticke 2014; 335 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-552-06259-7
Dieses Schwarzbuch steht ganz im Zeichen der Kapitalismuskritik: Großkonzerne verstärken die Ungleichheit zwischen den wie auch innerhalb der Staaten, was Elend und Hunger weiter ansteigen lässt, während sich einige wenige bereichern. Klaus Werner‑Lobo und Hans Weiss stellen die Methoden der multinationalen Konzerne dar und damit verschiedene Facetten der „mit Milliardenaufwand betriebenen Gehirnwäsche aus Konsumrausch und Markenwahn“ (9). Der Stil ist eher journalistisch als wissenschaftlich‑sachlich und die Autoren liefern wenig Neues an grundlegenden Erkenntnissen und Vorschlägen: Die großen Markenfirmen profitieren von einem „Wirtschaftssystem, das auf Ausbeutung und Zerstörung beruht“ (48), und es bleibt allein „die Zivilgesellschaft [als] einzige Kraft, die dem etwas entgegensetzen kann“ (54). Die Stärken des Buches liegen in der Fülle an Informationen über einzelne Großkonzerne und in den verschiedenen Schilderungen legaler, aber unlauterer Vorteilsbeschaffung. Ein Beispiel dafür ist das in vielen bilateralen Investitionsschutzabkommen aufgenommene direkte Klagerecht für Konzerne gegen Staaten – ursprünglich zum Schutz ausländischer Investoren vor willkürlichen Enteignungen nach einem Regimewechsel gedacht. Während in Deutschland gerade erst der Mindestlohn eingeführt wurde, klagen nun aber Investoren aus der EU in Ägypten auf Abschaffung desselben. Ein US‑Unternehmen verklagte Mexiko, „weil es eine Mülldeponie auf einem Trinkwasserreservoir nicht betreiben durfte“ (88), ein weiteres den kanadischen Staat wegen des verhängten Fracking‑Moratoriums. Die Einschätzung der Autoren, damit werde „nicht nur Umwelt, soziale Sicherheit und Menschenrechte, sondern die Demokratie an sich“ (89) gefährdet, ist durchaus nachvollziehbar. Die Machenschaften einiger Lebensmittel‑ und Pharmaziekonzerne überschreiten zudem durchaus auch die Grenzen der Legalität, das unübersichtliche Netz aus Konzernzusammenschlüssen, Beteiligungen und Zulieferbetrieben erschwert es allerdings, die Verantwortlichen ausfindig zu machen. Besonders freiwillige – also durch öffentlichen Druck zustande gekommene – Vereinbarungen und Zugeständnisse werden oftmals nicht eingehalten. Das beispielsweise 2005 vereinbarte Harkin‑Engel Protocol für die Abschaffung aller Sklaven‑ und Kinderarbeit auf Kakaoplantagen hat jedenfalls bis heute noch nichts an der Situation in Westafrika geändert. Wer nur noch einen Anstoß braucht, um sich politisch oder zivilgesellschaftlich zu engagieren, findet ihn sicherlich in diesem Buch.
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Rubrizierung: 4.432.682.22.224.42 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Klaus Werner-Lobo / Hans Weiss: Schwarzbuch Markenfirmen. Wien: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38046-schwarzbuch-markenfirmen_46380, veröffentlicht am 05.02.2015. Buch-Nr.: 46380 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken