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Guido Steinberg

Al-Qaidas deutsche Kämpfer. Die Globalisierung des islamistischen Terrorismus. Aus dem Englischen von Sonja Schuhmacher, Rita Seuß und Maria Zybak

Hamburg: edition Körber-Stiftung 2014; 457 S.; brosch., 18,- €; ISBN 978-3-89684-162-9
„Während es 2001 so etwas wie einen ‚globalen Dschihad’ noch gar nicht gab, besitzt dieser Begriff 2014 durchaus seine Berechtigung“ (23). Hat sich der islamistische Terrorismus also globalisiert? Nach Ansicht von Guido Steinberg, Islamwissenschaftler und einer der bekanntesten Forscher zum islamistischen Terrorismus in Deutschland, hat in der dschihadistischen Bewegung seit dem 11. September 2001 ein Prozess der Internationalisierung stattgefunden. Die Entwicklung in Deutschland steht dabei beispielhaft dafür, wie das dschihadistische Projekt von einer arabischen Angelegenheit zu einem Feldzug geworden ist, dem sich auch deutsche Staatsbürger verpflichtet haben. Die Ursachen für diese Internationalisierung sind in der „Wechselwirkung westlicher Interventionen in muslimischen Staaten und der zunehmenden Attraktivität der internationalistischen Ideologie unter den jungen Muslimen selbst“ (45 f.) zu suchen. Der moderne islamistische Terrorismus hat sich demnach dem fernen Feind – dem Westen – zugewandt, ohne den nahen Feind – die Regime der arabischen Welt – aus den Augen zu verlieren. Was diese Entwicklung für Deutschland konkret bedeutet, behandelt Steinberg in aller Ausführlichkeit. Neben bekannteren Aspekten – zum Beispiel Deutschland als Vorbereitungsort für 9/11 und der Versuch der Sauerland‑Gruppe, einen schweren Anschlag zu verüben, – beleuchtet Steinberg auch die Rolle deutscher Dschihadisten in Afghanistan und Syrien (letzteres Kapitel findet sich lediglich in der deutschen Ausgabe). Ebenso werden Einblicke in die Rekrutierungsnetzwerke und Radikalisierungsprozesse in Deutschland gewährt. Dabei werden einzelne Strömungen, allen voran der Salafismus, hervorgehoben. Bekannt geworden durch Figuren wie Pierre Vogel, hat sich die deutsche Salafisten‑Szene erst in den 1990er‑Jahren entwickelt und „professionelle[.] Populisten“ (185) hervorgebracht. Steinbergs differenzierte Herangehensweise an das Thema zeigt sich auch an dieser Stelle: Der Salafismus wird von ihm in unterschiedliche Strömungen unterteilt, von denen lediglich die politische und dschihadistische Spielart mit Gewalt in Verbindung zu bringen sind. Wenn sich die meisten Salafisten in Deutschland auch als „ausgesprochen politisiert“ erwiesen haben, wird in ihren Reihen trotzdem „über ihre Haltung zur Legitimität und d[ie] Grenzen von Gewalt heftig debattier[t]“ (186). Insgesamt legt Steinberg eine umfassende Analyse von hoher Aktualität vor, in der Deutschland heute sowohl als Ursprungsort als auch Ziel dschihadistischer Gewalt erscheint. Wer verstehen möchte, warum das Thema also auch für dieses Land Relevanz besitzt, findet in dem Buch einen leicht zugänglichen Einstieg.
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Rubrizierung: 4.412.252.372.632.68 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Guido Steinberg: Al-Qaidas deutsche Kämpfer. Hamburg: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38044-al-qaidas-deutsche-kaempfer_46329, veröffentlicht am 05.02.2015. Buch-Nr.: 46329 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken