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Marc von Boemcken

Between Security Markets and Protection Rackets. Formations of Political Order

Opladen u. a.: Budrich UniPress Ltd. 2013; 323 S.; pb., 36,- €; ISBN 978-3-86388-030-9
Politikwiss. Diss. Duisburg‑Essen; Begutachtung: T. Debiel, H. Wulf. – Marc von Boemcken untersucht die gegenwärtigen Sicherheitspraktiken in den internationalen Beziehungen aus einer ungewöhnlichen Perspektive. Ausgangspunkt ist eine Kritik der „Idee von Staatlichkeit als ein monolithischer Fixpunkt analytischer Auseinandersetzung“ (11). Diesem Verständnis von Sicherheit stellt von Boemcken eine von ihm im Verlaufe seiner Arbeit entwickelte „politisch[e] Ökonomie der Sicherheit“ (107) entgegen, die zwischen „Sicherheitsformationen“ (51) unterscheidet, die sich durch ein Verhältnis zwischen Gebern und Nehmern von Sicherheitsleistungen auszeichnen, das entweder auf Zwang oder Kommerzialisierung basieren kann. Sicherheit ist hier ein Konzept, das sich auf „einen kontingenten Handlungsprozess und bestimmte Reihen sozialer Praktiken bezieht, die in Ort und Zeit variieren“ (51), Menschen bei der Gestaltung ihrer sozialen Beziehungen beeinflusst und so zur Entstehung von sozialer beziehungsweise politischer Ordnung beiträgt. Aus dieser Kombination von Elementen substantivistischer, konstruktivistischer und poststrukturalistischer Konzepte entsteht ein Verständnis von Sicherheit, das die Berücksichtigung einer diversifizierten Landschaft von Sicherheitsakteuren jenseits des Staates erlaubt. Diese dann im Sinne der politischen Ökonomie als Markt zu begreifen, ermöglicht es von Boemcken, „Sicherheit als Gut zu sehen, das produziert, geliefert, getauscht und auf unterschiedliche Weise verteilt“ (108) und somit letztendlich zur Ware wird. Allerdings gilt dies nur für die kommerziellen Sicherheitsfunktionen. Hier wählt der Sicherheitsnehmer zwischen unterschiedlichen Sicherheitsanbietern auf der Grundlage freier Entscheidung und gegen Geld sicherheitsrelevante Nutzwerte aus. Im Falle von erzwungenen Sicherheitsformationen findet Sicherheitsbereitstellung durch Erpressung oder die Ausbeutung ökonomischen Kapitals statt. Von Boemcken nutzt mehr als die Hälfte seiner Arbeit für den historischen Nachweis der Existenz beider Typen von Sicherheitsformationen unter Berücksichtigung konzeptioneller, strategischer und struktureller Variationen von der griechischen Antike bis ins 20. Jahrhundert. Insgesamt bietet er mit diesem Buch eine tiefgehende Beschäftigung mit dem Phänomen Sicherheit und führt dazu ein Modell ein, das mit weiten Teilen der Disziplin bricht und ein Verständnis der Bereitstellung und Produktion von Sicherheit anbietet, das den heute existierenden komplexen Akteursverhältnissen gerechter zu werden verspricht.
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Rubrizierung: 2.24.412.263 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Marc von Boemcken: Between Security Markets and Protection Rackets. Opladen u. a.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38010-between-security-markets-and-protection-rackets_43851, veröffentlicht am 29.01.2015. Buch-Nr.: 43851 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken