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Michael Brie (Hrsg.)

Futuring. Perspektiven der Transformation im Kapitalismus über ihn hinaus

Münster: Westfälisches Dampfboot 2014; 437 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-89691-969-4
Die vielbeschworene Krise des Kapitalismus bildet in diesem Band den Ausgangspunkt, um die Veränderbarkeit der Verhältnisse wieder in den Blick zu bekommen und damit „das Projekt Zukunft von links aufzunehmen“ (8). Die Rosa‑Luxemburg‑Stiftung versammelt daher einige Prominente der deutschen Linken und lässt über Möglichkeiten und Grenzen der Transformation beraten – denn in der Verlagerung der Zukunft in die Gegenwart lasse sich diese wieder als veränderbar begreifen (Rainer Rilling). Gleichzeitig muss aber auch die ständige Selbstrevolutionierung als ein Kernstück derjenigen kapitalistischen Gesellschaftskonstellation gedacht werden, die es zu transformieren gilt. So besteht die erste Herausforderung des Bandes in der konzeptionellen Überlegung, eine Zukunftsforschung auf links zu wenden. Rolf Reißig schlägt dabei vor, die Elemente unterschiedlicher Theorierichtungen „in ihrem wechselseitigen Zusammenhang zu betrachten, zu analysieren und zu einem neuen Paradigma zu verdichten“ (92). Ähnlich weist auch Bob Jessop darauf hin, dass eine Konzeption von Transformation an eine adäquate Formanalyse der Gesellschaft zurückgebunden werden müsse, da nur dies ermögliche, die strukturelle Transformation entsprechend „auf einer neuen Keimform basieren“ (152) zu lassen. Um die Dimensionen potenzieller Transformationen zu fassen, schlägt Frigga Haug ihr Konzept der Vier‑in‑einem‑Perspektive vor, um so das Zusammendenken verschiedener Aspekte gesellschaftlicher Arbeit zu ermöglichen. Ebenso kann Michael Brie mit gleicher Perspektive auf den gesellschaftlichen Reichtum zeigen, wie der Kapitalismus in seiner profitorientierten Verkürzung dazu im Widerspruch steht. Im letzten Teil kommt schließlich die radikale Transformation als tatsächliche Perspektive in den Blick. Erhard Crome stellt in diesem Zusammenhang die Frage nach der Gewalt und ihrer Rolle in historischen Transformationsprozessen. Und Alex Demirovi? betont schließlich erneut, dass in der Kontingenz von Transformationsprozessen, also gerade der Nicht‑Linearität, deren emanzipativer Gehalt liege, sodass „auch der Prozess der Transformation als ein widersprüchlich verlaufender Prozess begriffen werden [muss]“ (420). Am Ende gibt es in dieser breiten Auseinandersetzung natürlich keine Blaupause einer radikal transformierten Gesellschaft, dafür aber vielerlei Denkanstöße über die möglichen Bedingungen, um diese überhaupt vorstellbar zu machen.
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Rubrizierung: 2.2 Empfohlene Zitierweise: Alexander Struwe, Rezension zu: Michael Brie (Hrsg.): Futuring. Münster: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37967-futuring_46251, veröffentlicht am 15.01.2015. Buch-Nr.: 46251 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken