Skip to main content
Les Convivialistes

Das konvivialistische Manifest. Für eine neue Kunst des Zusammenlebens. Hrsg. von Frank Adloff und Claus Leggewie in Zusammenarbeit mit dem Käte Hamburg Kolleg/Centre for Global Cooperation Research Duisburg. Übersetzt aus dem Französischen von Eva Moldenhauer

Bielefeld: transcript Verlag 2014 (xtexte); 77 S.; kart., 7,99 €; ISBN 978-3-8376-2898-2
Ein Manifest ist eine Schrift, die politische Ziele formuliert und eine gemeinsame Idee hervorbringt. Das konvivialistische Manifest ist eine solche Schrift, verfasst von mehr als 50 Wissenschaftler_innen in einem mehrjährigen Prozess. Die Autor_innen – unter ihnen die bekannte Soziologin Eva Illouz und die Politikwissenschaftlerin Chantal Mouffe – schlagen darin vor, den Konvivialismus als eine neue Form des Zusammenlebens zu entwickeln. In seiner Kritik richtet sich das Kollektiv gegen die maßlose Ausbeutung der Natur, wieder einsetzende oder manifestierende Arbeits‑ und Perspektivlosigkeit der Menschen, Finanzmarktspekulationen sowie extrem gewalttätige Beziehungen zwischen den Menschen durch kriegerische Konflikte und Terrorismus. Diesem Bündel an Bedrohungen werden zahlreiche Alternativen wie Formen der solidarischen Ökonomie, Postwachstumsideen oder Commons entgegensetzt. Daran anknüpfend wird von Konvivialismus als „einer Kunst des Zusammenlebens (lat. con‑vivere) [gesprochen], die die Beziehung und die Zusammenarbeit würdigt und es ermöglicht, einander zu widersprechen, ohne einander niederzumetzeln, und gleichzeitig für einander und für die Natur Sorge zu tragen“ (47). Schließlich fordern sie, das Ökonomische, das Politische, das Moralische und das Ökologische wieder zusammenzudenken und die Marktideologie des homo oeconomicus zurückzudrängen. Dabei machen die Autor_innen konkrete Vorschläge wie die Einführung von Mindest‑ und Höchsteinkommen in allen Nationalstaaten, die erhebliche Senkung des CO2‑Austoßes, die Nutzung regenerativer Energien sowie die Begrenzung der Finanzmarktspekulationen. So sinnvoll diese Ideen sind, so wenig neu sind sie (leider) und daher stellt sich die Frage, welches Ziel das Manifest jenseits der Wortneuschöpfung und allgemeinen Anregung der intellektuellen öffentlichen Debatte verfolgt. Hinzu kommt, dass die vorgeschlagene Umsetzung – durch Praktiken wie „Naming and Shaming“, durch die Entwicklung einer gemeinsame Symbolik, die Schaffung einer organisierten Weltzivilgesellschaft und den stärker positiven Bezug auf Affekte und Leidenschaften – recht ideenarm ausfällt. Der sehr gute einleitende Text von Frank Adloff bettet die vornehmlich französische Diskussion um den Konvivialismus historisch und politisch ein, was wiederum zum Verständnis des Manifestes beiträgt.
{WAL}
Rubrizierung: 5.42 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Stefan Wallaschek, Rezension zu: Les Convivialistes: Das konvivialistische Manifest. Bielefeld: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37947-das-konvivialistische-manifest_46447, veröffentlicht am 08.01.2015. Buch-Nr.: 46447 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken