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Niels Werber

Geopolitik zur Einführung

Hamburg: Junius 2014; 208 S.; brosch., 14,90 €; ISBN 978-3-88506-085-7
Die als Einführung konzipierte Schrift ist dem geopolitischen Diskurs gewidmet, dessen „endliche[s] Set von Aussageregeln“ (12) herausgearbeitet werden soll. Niels Werber möchte dazu „an kanonischen Texten entlang die Genealogie des Diskurses verfolgen“ (12). Insofern ist es folgerichtig, dass er erst gegen Ende des Buches einen eigenen definitorischen Vorschlag unterbreitet und zuvor die Protagonisten selbst zu Sprache kommen lässt. Den vorherrschenden Ansichten folgend lässt Werber seine Darstellung im deutschen Kontext beginnen, wo das geopolitische Denken zuerst „entsteht“ und sich nicht nur rasch akademisch institutionalisiert, sondern auch massenmediale Aufmerksamkeit erfährt. Vorangestellt wird ein zunächst vielleicht irritierender Rekurs auf J. R. R. Tolkiens „Herr der Ringe“‑Epos, anhand dessen verdeutlicht werden soll – damit wird Werber bereits hier seinem Anspruch gerecht, „die geopolitischen Repräsentationen auch bis in die Massenmedien hinein zu verfolgen“ (12 f.) –, dass Menschen immer schon und auch außerhalb der Wissenschaft in geopolitische Narrative eingebettet sind/werden. Es folgt ein insbesondere auch belletristische Werke einbeziehender Überblick über die (deutsche) Vorgeschichte des geopolitischen Denkens, bevor sodann in den nachfolgenden Kapiteln ausgehend von Ratzel zentrale Klassiker des Diskurses, aber auch politische Implementierungen bis zur NS‑Zeit behandelt und in Beziehung gesetzt werden. Wenngleich Werber das eigentliche, um das Konzept der „politischen Lebensform“ zentrierte geopolitische Diskursgeschehen mit Ende des Zweiten Weltkriegs zum Erliegen kommen sieht, so weist er (das Buch beschließend) auf jüngere, mitunter explizit auf die Klassiker Bezug nehmende Tendenzen der Revitalisierung des Diskurses hin, die mit der etwas verstörenden Feststellung enden, in Bruno Latours politischer Ökologie sei die „deutsche Geopolitik der Zwischenkriegszeit […] zu neuem Leben erwacht“ (183). Erfüllt das Buch über weite Strecken alle Ansprüche an ein Einführungswerk, so gehen die zuletzt genannten Überlegungen doch weit darüber hinaus, was je nach Kenntnisstand und Erwartungshaltung der Leserinnen und Leser höchst unterschiedlich zu bewerten sein dürfte.
{SÖR}
Rubrizierung: 4.1 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Paul Sörensen, Rezension zu: Niels Werber: Geopolitik zur Einführung Hamburg: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37926-geopolitik-zur-einfuehrung_46459, veröffentlicht am 18.12.2014. Buch-Nr.: 46459 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken