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Hans Henning Hahn / Robert Traba (Hrsg.)

Deutsch-Polnische Erinnerungsorte. Band 2: Geteilt/Gemeinsam

Paderborn u. a.: Ferdinand Schöningh 2014; 732 S.; 89,- €; ISBN 978-3-506-77339-5
Deutschland und Polen verbindet eine lange, oft spannungs‑ und konfliktreiche Nachbarschaft. Das Projekt Deutsch‑Polnische Erinnerungsorte will den Umgang mit und die Deutung von historischen Ereignissen in beiden Ländern in Beziehung zueinander bringen. Nach funktionell ähnlich gelagerten Bezugspunkten des kollektiven Gedächtnisses im dritten Band der Reihe (siehe Buch‑Nr. 40988) ist diese Zusammenstellung Erinnerungsorten gewidmet, „die in beiden Gesellschaften Relevanz besitzen, jedoch in eine unterschiedliche Erinnerungsgeschichte eingebettet sind, also […] mit je differenten – nicht selten gegensätzlichen – Akzenten versehen wurden“ (11). Sie schließt an den noch nicht erschienenen, aber für Mai 2015 angekündigten, gleich betitelten ersten Band an. Erneut werden die Beiträge mit einem kurzen Absatz zur Ereignisgeschichte (Geschichte ersten Grades) eingeleitet. Es folgt jeweils eine ausführlichere Betrachtung der Erinnerungsgeschichte (Geschichte zweiten Grades), die notwendigerweise in einigen Fällen kursorisch bleibt beziehungsweise nur ausgewählte Aspekte anspricht. Untersucht werden einige gleichsam unproblematische Bezugspunkte wie die Wahrnehmung der Stadt Rom oder die Rezeption der polnischen Jazz‑Szene besonders der 1970er‑Jahre. Eine Vielzahl der Beiträge ist jedoch – wen mag es angesichts der vielfach antagonistischen Beziehungen beider Gemeinwesen seit dem Ausgang des 18. Jahrhunderts verwundern – umstrittenen und konflikthaften Fragen gewidmet: Auschwitz und Holocaust, Thorner Blutgericht und Bromberger Blutsonntag sind hier unter anderem Stichworte. Die in der Hauptsache von polnischen und deutschen Autor_innen verfassten Artikel weisen bisweilen einige Aktualität auf, etwa wenn es um Migrationserfahrungen oder das Verhältnis zu Russland geht. Eine von den Herausgebern intendierte „bewusst provokativ[e]“ (11) Ausrichtung mancher Beiträge zeigt sich etwa im Lemma zu Karl Marx. Sätze wie „Wir brauchen eine Utopie, und Marx kann sie uns geben“ (535) als Lösungsvorschlag für Probleme der Zeit mögen im Feuilleton ihre Berechtigung haben – zum wissenschaftlichen Anspruch des Gesamtunternehmens passen sie nur bedingt.
{MUN}
Rubrizierung: 2.23 | 2.35 | 2.31 | 2.312 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Hans Henning Hahn / Robert Traba (Hrsg.): Deutsch-Polnische Erinnerungsorte. Band 2: Geteilt/Gemeinsam Paderborn u. a.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37899-deutsch-polnische-erinnerungsorte-band-2-geteiltgemeinsam_42276, veröffentlicht am 18.12.2014. Buch-Nr.: 42276 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken