„Ein zentraler Gedanke [John Stuart Mills] […] ist seine Überlegung, dass politische Reformen zwar mit Bezug auf bestehende gesellschaftliche Verhältnisse zu beurteilen sind, dass aber gleichzeitig die Möglichkeit des moralischen Fortschritts innerhalb der Gesellschaft nicht ausgeblendet werden darf“ (193). Dieser erste Satz des Fazits umreißt pointiert, warum dieses Einführungswerk, das sich seiner Intention nach eher an Studierende und Forschende der Philosophie richtet, auch für Politologen ausgesprochen lesenswert ist. Denn auch das Verständnis von Mills zentralem politischem Werk, den „Considerations on Representative Government“, erschließt sich dem Leser kaum, wenn er nicht wenigstens zentrale Komponenten von „Utilitarianism“ und „On Liberty“ durchdrungen hat. Viele Argumente, die Mill zu Beginn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für die Einführung des allgemeinen Wahlrechts (inklusive der Frauen!) formuliert, aber ebenso seine Favorisierung eines Pluralstimmenwahlrechts zugunsten formal Gebildeter werden nur verständlich, wenn man die von Simon Derpmann betonte Fixierung Mills auf den moralischen Fortschritt innerhalb der Gesellschaft berücksichtigt. Dieses Verständnis fördert diese Einführung, wenn sich etwa im dritten Kapitel mit der Relation von „Nutzen“ und „Glück“ – keineswegs nur auf das Individuum bezogen – befasst wird. Dem Einzelnen deutlich zu machen, wie er sein eigenes Verhalten in Bezug auf das Glück der Gesellschaft einschätzen kann, ist schließlich auch ein wesentliches Ziel, das Mill – vermittels des Wahlrechts – mit einer Einbeziehung breiter Gesellschaftsschichten in den politischen Prozess erzielen will. Bedauerlich ist nur, dass Derpmann selbst diese Bezüge in seiner Darstellung nur selten andeutet, so zum Beispiel auf den Seiten 110 ff. hinsichtlich der Beschränkungen der persönlichen Freiheit und auf den Seiten 180 ff. mit Blick auf Mills positive Einschätzung sozialistischer Wirtschaftsformen. Insgesamt kann das knappe Werk in jedem Fall zur Lektüre empfohlen werden.