Skip to main content
Petra Dannecker / Birgit Englert (Hrsg.)

Qualitative Methoden in der Entwicklungsforschung

Wien: Mandelbaum Verlag 2014 (Gesellschaft – Entwicklung – Politik 15); 267 S. ; 19,80 €; ISBN 978-3-85476-427-4
Qualitative Forschung umfasst ein breites Spektrum an Methoden, die aus unterschiedlichen theoretischen Traditionen und Disziplinen stammen. Ihr Ziel lässt sich allgemein als das Verstehen gesellschaftlicher Phänomene, Strukturen oder Prozesse begreifen. Da „‚Verstehen’ immer historisch, geschlechtsspezifisch und politisch eingebettet ist“ (11 f.), ist es insbesondere auf dem Gebiet der Entwicklungsforschung mit ihren zumeist „fremdkulturell[en]“ (9) Kontexten an spezifische ethische, praktische und wissenstheoretische Herausforderungen geknüpft, die die Herausgeberinnen einleitend problematisieren. Sie möchten mit diesem Band Studierende und Forschende für Aspekte wie Subjektivität und Reflektivität im Forschungsprozess sensibilisieren und eine Hilfestellung bei der Durchführung von Feldstudien geben. Im Mittelpunkt stehen methodologische und methodische Fragen qualitativer Forschung. Während im ersten Teil verschiedene Methodologien in ihrer Bedeutung für die Entwicklungsforschung dargestellt werden, geht es im zweiten Teil um einzelne Methoden der Datenerhebung. Dabei ist den Herausgeberinnen vollauf zuzustimmen, wenn sie als besondere Stärke des Bandes hervorheben, dass die Autor_innen die von ihnen jeweils vorgestellte Methode am konkreten Fall diskutieren. So veranschaulicht beispielsweise Ulrike Schultz die Anwendung der Grounded Theory, indem sie den Prozess des Kodierens in einer Studie über den Zusammenhang von kleinteiliger ethnischer Zugehörigkeit und nationaler Identität im Sudan darstellt. Sie zeigt damit, wie die „Methoden des offenen Kodierens […] zur Dekolonisierung von Wissen“ (92) beitragen können. Jan Tobias Polak stellt die qualitative Netzwerkanalyse als Instrument zur Erforschung sozialen Handelns anhand eines umweltpolitischen Governance‑Netzwerks in Bamako vor und Walter Schicho skizziert eindrucksvoll den Ertrag der kritischen Diskursanalyse am Beispiel des Armutsdiskurses der Vereinten Nationen. In weiteren Beiträgen geht es um Verfahren von Textanalysen, die Herausforderungen qualitativer Interviews und explorativer Beobachtungen sowie um fotografisch‑visuelle Herangehensweisen in partizipativen Ansätzen. Allen, die sich für empirische Forschung und Fragen des methodischen Vorgehens interessieren, bietet der Band somit grundlegendes Wissen und wertvolle Anregungen.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 1.24.44 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Petra Dannecker / Birgit Englert (Hrsg.): Qualitative Methoden in der Entwicklungsforschung Wien: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37820-qualitative-methoden-in-der-entwicklungsforschung_44665, veröffentlicht am 27.11.2014. Buch-Nr.: 44665 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken