Der Band stellt die zentrale Publikation des Forschungsprojekts „Der Umgang der ostdeutschen Hochschulen mit ihrer Zeitgeschichte“ am Institut für Hochschulforschung der Universität Halle‑Wittenberg dar. Die am Institut tätigen Autoren sehen bei den Hochschulen „besondere Anknüpfungspunkte zur Zeitgeschichte“, da diese Institutionen „zentrale Wissensproduzenten und Reflexionsagenturen der Gesellschaft“ seien und zudem die „Entscheider der Gesellschaft von morgen ausbilden“ (32). Die damit verbundene Vorbildwirkung gehe auch mit besonderer öffentlicher Beobachtung einher. Die Studie offenbart ein breites Spektrum der ostdeutschen Hochschulen im Umgang mit ihrer Zeitgeschichte: Seit 1990 erschienen über 800 Buchpublikationen zur Geschichte einzelner Hochschulen in der DDR – davon 500 an einer der Hochschulen selbst beziehungsweise auf deren Initiative hin. Eine Ausnahme sei dabei jedoch eine Darstellungsweise, „die Ambivalenzen und Konflikte ausdrücklich nicht glättet, sondern aushält“ (160). Auch Hochschulzeitschriften, Ausstellungen und Websites wurden untersucht. Oft trafen die Autoren hier auf Außendarstellungen, die eher auf ein positives Image und erfolgreiche Traditionslinien abzielen. Anlass zur Auseinandersetzung mit der eigenen Zeitgeschichte bieten meist Jubiläen – oder aber Skandale mit entsprechendem zeitgeschichtlichem, nicht selten personellem Bezug, mithin externer Druck durch die Medien. In der umfassenden Beschreibung dieses Untersuchungsfeldes machen die Autoren interessante Unterschiede deutlich und stellen beispielhaft einige Auffälligkeiten heraus. Ferner bietet der Band ausführlichere Fallstudien zu den Universitäten Leipzig, Jena und Berlin (HU). Daniel Hechler und Peer Pasternack setzen sich dabei auch kritisch mit bestehenden Untersuchungen, etwa zur Aufarbeitung der Universität Leipzig, auseinander. Ebenso auffällig wie nachvollziehbar ist, dass sie ihre eigene Hochschule nicht als ausführliche Fallanalyse einbeziehen. Ihre Arbeit profitiert von der Kombination aus quantitativer und qualitativer Untersuchung; schon die schiere Menge an analysierten Daten und Publikationen macht diese Studie einzigartig, in ihr drückt sich eine immense Kenntnis des Forschungsfeldes aus. Einzig ein Stichwortverzeichnis ist schmerzlich zu vermissen.