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Arash Sarkohi

Der Demokratie- und Menschenrechtsdiskurs der religiösen Reformer in Iran und die Universalität der Menschenrechte

Würzburg: Ergon Verlag 2014 (Bibliotheca Academica: Reihe Orientalistik 23); 239 S.; brosch., 35,- €; ISBN 978-3-95650-022-0
Philosoph. Diss. FU Berlin; Begutachtung: H. Tetens, H. Bielefeldt. – Arash Sarkohi liefert in seiner Arbeit eine Innensicht der Debatte über das Verhältnis von Islam und Demokratie am Beispiel des Demokratie‑ und Menschenrechtsdiskurses der religiösen Reformer in Iran. Dabei setzt er sich mit den Argumenten von Abdolkarim Soroush, Mohammed Modschtahid Shabestari, Mohsen Kadivar und Hassan Yussefi Eshkevari auseinander. Insgesamt gelangt er zu der Ansicht, dass die „von ihnen propagierte Demokratie bei genauer Betrachtung eine religiös eingeschränkte Demokratie“ (209) ist. So verstehe Soroush „unter einer Demokratie eine reine und starre Mehrheitsherrschaft“ (70) und Shabestari bleibe bei der „Definition seiner religiösen Gesellschaft extrem vage“ (86). Beide Reformer verstünden unter Demokratie das Mehrheitsrecht. Der Autor schreibt über Kadivar, dass dieser das „System der velayāyate‑faqih nur in einem Punkt inhaltlich kritisieren“ (114) könne, wonach der Wächterrat den Islam zu streng auslege. Eshkewari verfechte eine islamische Demokratie als eine Herrschaftsform, in der ebenfalls das Mehrheitsrecht gelte, in der „religiöse Minderheiten oder nicht‑religiöse Gruppen mit Einschränkungen der politischen Partizipationsmöglichkeiten konfrontiert sind, jedoch Meinungsfreiheit genießen“ (142). Der Autor kritisiert ihn, weil dieser de facto davon ausgehe, dass „demokratische Prinzipien nur im Rahmen der Religion gültig“ (142) seien. Sarkohi ist daher der Ansicht, dass Eshkevaris Herrschaftsmodell nicht als demokratisch bezeichnet werden könne. Nach der Analyse der Argumentationen der genannten Reformintellektuellen kommt Sarkohi zu der Schlussfolgerung, dass ihre Interpretation des Islams nicht mit dem westlichen Verständnis von Demokratie und Menschenrechten vereinbar ist – sie würden dies nur „behaupten“ (173). Sie vermögen es allerdings nicht, diese Behauptung „argumentativ und zufriedenstellend zu begründen“ (173). Sarkohi meint dennoch, dass die Versöhnung von Islam und Demokratie prinzipiell möglich sei. Nur der „Speerspitze der philosophischen, religiös‑reformistischen Bewegung in Iran“ (175) sei es nicht gelungen, eine Versöhnung argumentativ überzeugend nachzuzeichnen. Unklar bleibt allerdings, warum der Autor davon ausgeht, dass die Islamische Republik Iran „keine Diktatur im klassischen Sinne“ (31) sei.
Wahied Wahdat-Hagh (WWH)
Dr., Dipl.-Soziologe und Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 2.632.222.234.425.42 Empfohlene Zitierweise: Wahied Wahdat-Hagh, Rezension zu: Arash Sarkohi: Der Demokratie- und Menschenrechtsdiskurs der religiösen Reformer in Iran und die Universalität der Menschenrechte Würzburg: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37782-der-demokratie--und-menschenrechtsdiskurs-der-religioesen-reformer-in-iran-und-die-universalitaet-der-menschenrechte_46072, veröffentlicht am 13.11.2014. Buch-Nr.: 46072 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken