Bildung, Wissenschaft, Politik. Instrumente zur Gestaltung der Gesellschaft. Christian Brünner zum 72. Geburtstag
Diese unkonventionelle Festschrift für den österreichischen Rechtswissenschafter und Politiker Christian Brünner lässt nicht nur Weggefährtinnen und Weggefährten in üblicher Manier in eigenen wissenschaftlichen Texten das Werk des Jubilars reflektieren, sondern bildet eine Art Vorlass. Sie dokumentiert das Leben und Werk Brünners auch aus eigener Anschauung. Briefe, Reden und Familienfotos werden ergänzt durch biografische Anekdoten von Studierenden, Kolleginnen und Kollegen. Doch abgesehen von der für die Leser_innen gewonnenen Einsicht, dass Brünner wohl ein äußerst sympathischer und umgänglicher Zeitgenosse sein muss – einen „Brief an die Erstsemestrigen“ (60), wie jenen, den Brünner 1985 verfasst hat, würde man sich heute wünschen –, hält die Festschrift gerade auch für Politikwissenschafter_innen Interessantes bereit: Brünner war 1990 als Parteiloser auf der Liste der ÖVP in den Nationalrat gewählt worden, war dort jahrelang Wissenschaftssprecher und hat somit die Hochschulpolitik nicht nur als Rektor der Universität Graz geprägt. Und seine Mitarbeit am Gentechnikgesetz, die Andreas Thomasser ausführlich schildert, gibt Einblick in die Verhandlungs‑ und Entscheidungsmechanismen der österreichischen Politik. Insbesondere zum freien Mandat und zur notwendigen Reform des Parlamentarismus hat Brünner sich immer wieder zu Wort gemeldet. Im Band sind all jene seiner Kommentare abgedruckt, die gerade heute in Hinblick auf die Demokratiereform aktuell sind.