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Jenny Krämer / Benedikt Vallendar

Leben hinter Mauern. Arbeitsalltag und Privatleben hauptamtlicher Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR

Essen: Klartext 2014; 251 S.; brosch., 18,95 €; ISBN 978-3-8375-0959-5
Seitdem die Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit zugänglich sind, ist eine kaum zu überblickende Anzahl an Monografien, Sammelbänden und Zeitschriftenbeiträgen erschienen, die sich mit dem Thema MfS auseinandersetzen und vielfach den diktatorischen Charakter der DDR unterstreichen. In vielen dieser Studien sind die angewandten Mechanismen, internen Strukturen, die „Durchherrschung“ der DDR, aber auch die Opfer der Stasi Gegenstand der Untersuchung. Der berufliche und private Alltag derjenigen, die in der Staatssicherheit hauptamtlich tätig waren, ist bisher jedoch kaum beleuchtet worden. Jenny Krämer und Benedikt Vallendar wollen „das Agieren der Staatssicherheit aus nächster Nähe und auch das Leben ihrer Mitarbeiter nach Dienstschluss unter die Lupe“ nehmen, die bestehende Forschungslücke „ein wenig“ (22) schließen und haben hierfür, wie im dritten Kapitel (Nummerierung fehlt) ausgeführt wird, Gespräche mit Historiker_innen, Bürgerrechtler_innen, anderen Bürger_innen sowie auch früheren Mitarbeiter_innen des MfS geführt, Kader‑ und Disziplinarakten eingesehen und Zeitungsberichte berücksichtigt. Wer nun allerdings eine an der Schnittstelle zwischen Soziologie und Zeitgeschichte angesiedelte Studie erwartet, wird enttäuscht. Wissenschaftlichen Standards genügt das Buch von Krämer und Vallendar nicht immer, sondern trägt vielfach essayistisch‑journalistische Züge und begründet die Kategorien dessen, was als Arbeitsalltag und Privatleben bezeichnet wird, nur unzureichend. Auch so manch pauschal daherkommende Aussage hätte vorsichtiger formuliert und mit Quellen belegt werden müssen. Trotz dieser Einschränkungen enthält das Buch neben für DDR‑Interessierte bereits bekannten Informationen auch so manch unbekannte Anekdote. Den Autor_innen ist ebenfalls zugute zu halten, dass sie sich einem Thema nähern, das noch zu viele Fragen offenlässt. Die von Krämer und Vallendar zu Beginn konstatierte Forschungslücke konnten sie mit diesem Buch in der Tat aber nur „ein wenig“ schließen.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.314 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Jenny Krämer / Benedikt Vallendar: Leben hinter Mauern. Essen: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37747-leben-hinter-mauern_45451, veröffentlicht am 06.11.2014. Buch-Nr.: 45451 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken