Auch wenn der Zusammenhalt des gemeinsamen Euro‑Währungsraumes heute weniger gefährdet erscheint als noch vor ein paar Jahren, ist die Frage nach der Zukunft der Gemeinschaftswährung weiterhin offen und bietet verschiedene Interpretationsmöglichkeiten. Eine Reihe dieser Interpretationen wurde auf einer Fachtagung der Gesellschaft zur Förderung von Wirtschaftswissenschaften und Ethik zusammengetragen und wird von Werner Lachmann in diesem Sammelband veröffentlicht. Interessant ist die Einleitung des Theologen Siegfried Scharrer, der das Verhalten auf den Finanzmärkten mit Blick auf die christliche Ethik kritisch betrachtet und eine soziale Einrahmung der Marktwirtschaft fordert. Den mit Abstand größten Raum nimmt der Beitrag des bekannten Eurokritikers Karl Albrecht Schachtschneider ein. In einer ausführlichen Analyse der rechtlichen und wirtschaftlichen Zusammenhänge holt er zu einem Rundumschlag gegen die Maßnahmen der Eurorettung und die weitere Vertiefung der politischen Integration aus und scheut dabei auch nicht davor zurück, polemisch von einem Weg „in den Unrechtsstaat“ (102) zu reden. Schachtschneiders Beitrag ist dabei faktenreich, folgt aber einer streng konservativen Haltung, die er selbst kaum hinterfragt. Dieses Beharren auf der eigenen Meinung zeigt sich auch in vielen anderen Beiträgen. Die Kritik an einer verfrühten und makroökonomisch ungerechtfertigten Einführung des Euro ist nachvollziehbar, sie wird in dem Sammelband jedoch oft aus einer rechtspositivistisch und/oder volkswirtschaftlich fixierten Sichtweise vorgetragen. Die politischen und gesellschaftlichen Gründe für die Einführung der Gemeinschaftswährung bleiben weitgehend ausgeblendet. Erstaunlich ist auch, dass die meisten Beiträge dieses eigentlich auf die Zukunft des Euro ausgerichteten Bandes Gegenwarts‑ oder Vergangenheitsbeschreibungen sind, einzig der abschließende Artikel von Lachmann zum Thema Staateninsolvenz richtet dabei den Blick auf künftige Probleme und Lösungen. Somit ist der Band weniger eine Ansammlung konstruktiver Gestaltungsvorschläge, sondern reiht sich eher in die Reihe kritischer, aber retrospektiver Krisenanalysen ein.