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Paul-Ludwig Weinacht

Staat – Staatsräson – Staatsbürger. Studien zur Begriffsgeschichte und zur politischen Theorie

Berlin: Duncker & Humblot 2014 (Beiträge zur Politischen Wissenschaft 180); 103 S.; 69,90 €; ISBN 978-3-428-14376-4
Paul‑Ludwig Weinacht ist schon in den 1960er‑Jahren mit seiner Dissertation zur Bedeutungsgeschichte des Staates vom 14. bis zum 19. Jahrhundert hervorgetreten. Der Band versammelt nun einige seiner Beiträge, die seitdem zur Begriffsgeschichte des Staates und angrenzender Bezeichnungen entstanden sind und in denen Weinacht herausarbeitet, dass es sich dabei nicht um „Universale“ handelt, „sondern um geschichtlich konkrete Begriffe“ (21). Der erste Beitrag fasst seine Dissertation zusammen, in der er zehn unterschiedlichen semantischen Bereichen des Begriffes „Staat“ seit dem 14. Jahrhundert nachgeht. So ließen sich Verbindungen zu „Stat“ zurückverfolgen, der unter anderem als zwischenparteilicher Zustand, als Disposition des Landes oder als Stand/Rang verstanden worden sei. Erst mit der Zeit habe sich dann auch das Verständnis einer souveränen Staatsgesellschaft herausgebildet. Zu den angrenzenden Begriffen, mit denen Weinacht sich beschäftigt, gehört der des Staatsbürgers. In der begriffsgeschichtlichen Abhandlung zeigt der Autor auf, wie diese Bezeichnung erst im 18. Jahrhundert vielfache Verwendung findet, jedoch noch in dem Verständnis als Einwohner, Mitbürger oder Untertan. Erst in der konstitutionellen Epoche habe der Begriff seine moderne Bedeutung als „(a) dem Prinzip nach allen anderen gleichgestellt, (b) den Gesetzen verpflichtet, (c) seine konstitutionellen Rechte, speziell Beteiligung an der Staatswillensbildung, beanspruchende (d) Staatsangehörige“ (40) angenommen. Nach zwei Artikeln zu den Klassikern Montesquieu und Carl Schmitt endet der Sammelband mit einem Beitrag zu zwei gegenwärtigen Staatstheorien: Das formalistische, soziologisch geprägte Staatsverständnis reduziere den Staat auf seine Funktion als kollektiv verbindliche Entscheidungsinstanz (Niklas Luhmann) und auf sein zentralstes Merkmal des Gewaltmonopols (Max Weber). Anders dagegen sei das institutionelle Staatsverständnis zu sehen, das den Staat als „Hüter des Gemeinwohls“ (94) ansieht (Joseph Höffner) und ihm die Aufgabe zuschreibt, für eine „rechte Lebensgestaltung des Menschen“ (95) zu sorgen (Helmut Kuhn). Weinachts Artikel können als erhellende Beiträge aufgefasst werden, die deutlich machen, dass der Staatsbegriff wandlungsfähig ist und es wohl angesichts der gegenwärtigen Transformation der Staatlichkeit auch bleiben wird.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.15.415.33 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Paul-Ludwig Weinacht: Staat – Staatsräson – Staatsbürger. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37711-staat--staatsraeson--staatsbuerger_46201, veröffentlicht am 23.10.2014. Buch-Nr.: 46201 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken