Sicherheit und offene Gesellschaft

Sicherheit und offene Gesellschaft. Herausforderungen, Methoden und Praxis einer gesellschaftspolitischen Sicherheitsforschung. Bearb. von Sebastian Volkmann und Stefan Weidemann
In einer repräsentativen Demokratie stellt der Begriff der Sicherheit immer eine politische Herausforderung dar, birgt er in seiner konkreten Umsetzung doch das Potenzial, deren zentrale Fundamente – Rechtsstaat, Freiheit, Pluralismus – zu untergraben. Die Autor_innen dieses Sammelbandes beleuchten dieses ebenso komplexe wie schwierige Verhältnis der Demokratie zur Sicherheit auf zwei Ebenen: zunächst in grundsätzlicher, heuristischer und dann in konkreter, angewandter Perspektive. Stefan Weidemann skizziert in seinem Beitrag, inwiefern das ambivalente Verhältnis von Sicherheit und Freiheit ein eigenes politikwissenschaftliches Forschungsfeld darstellt. Dabei betont er, dass angesichts der Vielschichtigkeit der Verflechtung von Sicherheit und Freiheit eine empirisch‑analytische wie normative Annäherung gleichermaßen geboten sei. Die politikwissenschaftliche Annäherung an das „komplexe, dialektische Verhältnis“ (70) bedürfe indes noch einer vertieften Ausarbeitung gerade ihrer normativen Komponente, ohne die, so Weidemann, sie dem „Forschungsfeld Sicherheit/Freiheit nicht gerecht werden“ (72) könne. Lena Sophie Eckert rekonstruiert in ihrem Beitrag – in Anlehnung an die Sozialphilosophie Michel Foucaults – „Dispositive der Sicherheit“ (109). In detaillierter Auseinandersetzung gelingt es ihr, den für Foucault so typischen machtkritischen und regierungsskeptischen Duktus herauszuarbeiten. Demzufolge sei in modernen Gesellschaften eine Vielzahl von Sicherheitstechniken und Sicherheitsdispositiven zum Zweck der Disziplinierung und Normalisierung der Bevölkerung am Werk. Dafür ist die von Eckert zum Ende ihres Beitrages eröffnete Debatte, ob Foucault Kant nun richtig verstanden habe oder nicht, unerheblich und ohnedies nicht zu beantworten. In der Summe bleiben interessante Denkanstöße zu einem Thema von großer gegenwartsdiagnostischer Relevanz und politischer Dringlichkeit, Denkanstöße, über die weiter zu diskutieren sein wird, wenn die im Titel des Bandes vertretene offene Gesellschaft (Popper) fortdauern soll.