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Eckhard Jesse / Sebastian Liebold (Hrsg.)

Deutsche Politikwissenschaftler – Werk und Wirkung. Von Abendroth bis Zellentin

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014; 849 S.; 98,- €; ISBN 978-3-8329-7647-7
Die heute unangefochtene Etablierung der Politikwissenschaft an deutschen Hochschulen ist das Ergebnis der wissenschaftlichen Arbeit einer Vielzahl von Fachvertreterinnen und Fachvertretern. Fünfzig von ihnen werden in diesem von Eckhard Jesse und Sebastian Liebold herausgegebenen Biografienband näher vorgestellt. Den Lebensbildern voran stellen Jesse und Liebold einen höchst konzisen Abriss über die Geschichte der Politikwissenschaft in Deutschland seit 1945 und ihre führenden Köpfe. Vor allem begründen sie auch ihre Auswahl, Kriterien sind „fachliche Kompetenz, erfolgreiches Wissenschaftsmanagement, [...] öffentliche Sichtbarkeit“ (18). Das führt zu einem biografischen Spektrum von Abendroth bis Zellentin. Mit Wolfgang Abendroth ist zugleich die erste nach 1945 besetzte Politikprofessur vertreten wie der Exponent einer der sich herausbildenden politikwissenschaftlichen Schulen (Marburger Schule). Ebenso sind die weiteren Schulen mit ihren zentralen Anregern aufgenommen: vor allem Arnold Bergstraesser (Freiburger Schule) und Dolf Sternberger (Heidelberger Schule). Auch die meisten der in den einschlägigen Ranglisten von Honolka (1986), Klingemann/Falter (1996/97) und Falter/Knodt (2006) Genannten sind vertreten. Das führt freilich dazu, dass unter den fünfzig Aufgenommenen lediglich drei Frauen sind: Helga Haftendorn, Beate Kohler‑Koch und Gerda Zellentin. Ein in zwei Jahrzehnten unternommenes vergleichbares Projekt wird dagegen genderhinsichtlich wohl schon ganz anders aussehen. Der Band vermittelt, all dies berücksichtigend, ein insgesamt stimmiges Bild der Politikwissenschaft in Deutschland, wie sie von den – mit Ausnahme von Herfried Münkler – vor der Gründung der Bundesrepublik Geborenen getragen wurde und wird. Das verbindet dann ältere Empiriker wie Hermens und Wildenmann mit jüngeren Empirikern wie Falter und Pappi, Normativisten wie Hättich und Oberndörfer mit Parlamentarismusexperten wie Steffani oder Thaysen, Verwaltungsdenker wie Ellwein oder Hesse mit „Außenpolitikern“ wie Czempiel, Link oder Rittberger sowie „Außenpolitikerinnen“ wie Haftendorn, Kohler‑Koch und Zellentin. Die meisten der fünfzig Gewürdigten – das unterstreicht ihre Bedeutung – wurden durch Festschriften geehrt; deren Verzeichnis (71‑76) ist ein bibliothekarisches Juwel der Politikwissenschaft. Das gilt insgesamt auch für diesen Band.
Klaus Kremb (KK)
Dr., Oberstudiendirektor, Wilhelm-Erb-Gymnasium Winnweiler, Lehrbeauftragter, Fachgebiet Politikwissenschaft, TU Kaiserslautern.
Rubrizierung: 1.31.1 Empfohlene Zitierweise: Klaus Kremb, Rezension zu: Eckhard Jesse / Sebastian Liebold (Hrsg.): Deutsche Politikwissenschaftler – Werk und Wirkung. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37572-deutsche-politikwissenschaftler--werk-und-wirkung_44535, veröffentlicht am 25.09.2014. Buch-Nr.: 44535 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken