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Nicole Renvert

Machtmakler in schwierigen Zeiten? Die Rolle der deutschen politischen Stiftungen in den transatlantischen Beziehungen

Trier: WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier 2014 (Atlantische Texte 38); 326 S.; kart., 32,50 €; ISBN 978-3-86821-538-0
Politikwiss. Diss. Duisburg‑Essen; Begutachtung: K.‑R. Korte, A. Blätte. – Die Autorin beabsichtigt, „die Funktion der politischen Stiftungen in den transatlantischen Beziehungen zu bestimmen“ (15). Konkret fragt Nicole Renvert, ob die parteinahen Stiftungen als „Machtmakler“, die sich zum Beispiel durch Informationsvorsprung und Vernetzungsfähigkeit auszeichnen, Einfluss auf die transatlantischen Beziehungen nehmen und im Krisenfall als Frühwarnsystem fungieren. Dazu konzentriert sie sich empirisch auf die Ära Schröder (1998 bis 2005), während dessen Kanzlerschaft es wegen der deutschen Weigerung, sich am Irak‑Krieg zu beteiligen, zu Zerwürfnissen im deutsch‑amerikanischen Verhältnis kam. Die Arbeit besteht aus 18 Kapiteln, die zu vier Abschnitten verdichtet sind. Allein der „Untersuchungsrahmen“ (15 ff.) umfasst neun Kapitel. Renvert nimmt theoretisch neben dem akteurzentrierten Institutionalismus auch auf das Konzept der Political Opportunity Structures Bezug. Im zweiten Block geht es um die akteurspezifischen Rahmenbedingungen. Die Autorin stellt die institutionellen wie geschichtlichen Grundlagen der Stiftungen vor und verortet diese in der deutschen Außenpolitik, in der sie eine „Sonderrolle“ (128) spielten, da sie einerseits selbstständige außenpolitische Akteure und andererseits Instrumente der offiziellen staatlichen Diplomatie seien. Der dritte Teil, in dem die politischen Stiftungen in den USA porträtiert und anschließend die „Phasen der Entspannung“ (189 ff.) den „Phasen der Spannung“ (210 ff.) gegenüberstellt werden, bildet das Herzstück der Untersuchung. Im Vergleich zu den vorherigen Kapiteln nimmt dieser Hauptteil allerdings zu wenig Raum ein. Wie Renvert ausführt, entfalteten die Stiftungen in entspannten Phasen vor allem dann „ihre besondere Wirksamkeit als Frühwarnsystem und Türöffner“ (209), wenn sich die jeweilige Mutterpartei in der Opposition befand und keinen Zugriff auf die diplomatischen Ressourcen hatte. In Spannungsphasen sei den Leitern der Stiftungsbüros besondere Verantwortung zugekommen. So seien diese während des Irakkriegs selbst zu politischen Akteuren avanciert und hätten die auf Regierungsebene blockierten Kommunikationskanäle offen gehalten. Im Teil „Ergebnisdiskussion und Fazit“ (251 ff.) bejaht die Autorin die eingangs gestellte Frage nach den Stiftungen als Machtmaklern, die sich in schwierigen Zeiten bewährt hätten.
Ulrich Heisterkamp (HEI)
Politikwissenschaftler, Doktorand am Institut für Politikwissenschaft der Universität Regensburg.
Rubrizierung: 4.212.3312.222.645.2 Empfohlene Zitierweise: Ulrich Heisterkamp, Rezension zu: Nicole Renvert: Machtmakler in schwierigen Zeiten? Trier: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37566-machtmakler-in-schwierigen-zeiten_46155, veröffentlicht am 18.09.2014. Buch-Nr.: 46155 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken