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Michael Schulze von Glaßer

Das virtuelle Schlachtfeld. Videospiele, Militär und Rüstungsindustrie

Köln: PapyRossa Verlag 2014; 205 S.; 14,90 €; ISBN 978-3-89438-548-4
Michael Schulze von Glaßer beschäftigt sich mit der Konstruktion von Feindbildern und der Verherrlichung von Krieg in Videospielen. Sein weiteres Anliegen ist, die Verbindungen zwischen den Produzenten der Videospiele, dem Militär und der Rüstungsindustrie offenzulegen. Dies gelingt ihm sehr gut. Die Rüstungsindustrie verspricht sich, so ein Untersuchungsergebnis, von der „Unterstützung des Videospiels vor allem einen Image‑Gewinn“ (138). Die Videospiel‑Hersteller können durch die Kooperationen vor allem mit dem Stichwort „Authentizität“ ihre Produkte bewerben, womit eine Win‑win‑Situation entsteht. Doch laut Schulze von Glaßer läuft die Unterstützung auch umgekehrt. „Für militärische Schießsimulatoren greift die Rüstungsindustrie umgekehrt zunehmend auf die Hilfe von Videospielherstellern zurück.“ (143) Der Autor führt auch zahlreiche Beispiele für Kooperationen zwischen dem Militär und den Softwarefirmen an. Letztere machen sich, so sein Vorwurf, „zu Handlangern der Kriegspolitik“ (153). Aus seiner Haltung macht Schulze von Glaßer kein Geheimnis (siehe dazu auch Buch‑Nr. 39196), schon im Vorwort ist zu lesen: „Zugrunde liegt dem wie all meinen bisherigen Veröffentlichungen das langfristige Ziel einer Welt ohne Armeen“ (8). Seine Forderung, „Spiele, die sich mit Krieg befassen, müssen von Rüstungsindustrie und Militär abgekoppelt werden“ (202), verwundert daher nicht. Allerdings lässt sich dadurch die Objektivität einiger Schlussfolgerungen infrage stellen. Bezüglich der Konstruktion von Feindbildern über Videospiele hat Schulze von Glaßer sich sehr ausführlich mit gängigen Computerspielen beschäftigt, sie nach Feindbildern in Gruppen zusammengefasst und ihre Inhalte und die politischen Aussagen darin beschrieben. Dass die meisten dieser Spiele den Krieg beziehungsweise die gewaltsame Konfliktlösung propagieren, wird deutlich, ist aber auch nichts Neues. Inwieweit die beschriebenen Feindbilder von den Spielenden übernommen werden, bleibt allerdings fraglich und wird von Schulze von Glaßer auch nicht beantwortet.
Simone Winkens (SWI)
M. A., Politikwissenschaftlerin, Online-Redakteurin.
Rubrizierung: 2.22 | 2.333 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Michael Schulze von Glaßer: Das virtuelle Schlachtfeld. Köln: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37521-das-virtuelle-schlachtfeld_45838, veröffentlicht am 11.09.2014. Buch-Nr.: 45838 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken