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Alexander V. Pantsov

Mao. Die Biographie. Aus dem Englischen übersetzt von Michael Bischoff

Frankfurt a. M.: S. Fischer 2014; 992 S.; geb., 34,- €; ISBN 978-3-10-061610-4
Mao Zedong (1893‑1976) hat die Geschichte des 20. Jahrhunderts geprägt wie nur wenige historische Gestalten. Im Westen gilt er gemeinhin als Despot, der mit der von ihm geleiteten Kommunistischen Partei den Chinesen einen totalitären Sozialismus aufzwang und das Land mit blutigen sozialen Experimenten wie den „Großen Sprung nach vorn“ in den Abgrund trieb. In China selbst wird er bis heute dafür verehrt, die Chinesen national befreit und ihnen den Stolz auf das eigene Land zurückgebracht zu haben. Dieser widersprüchlichen und äußerst umstrittenen Figur widmen Alexander V. Pantsov, Professor für Geschichte an der Capital University in Columbus, Ohio, und der Historiker Steven I. Levine, University of Montana, eine umfangreiche Biografie, für die sie bisher unbekannte Dokumente, unter anderem aus russischen Archiven, ausgewertet haben. Sie beschreiben Mao als „Revolutionär und Tyrann, Dichter und Despot, Philosoph und Politiker, Ehemann und Schürzenjäger“ (23). Enthüllungen zu einem bislang unbekannten neunten Kind, das in Moskau geboren wurde, mögen dabei ganz interessant sein, aufschlussreicher allerdings sind die Erkenntnisse zum Politiker Mao Zedong. So galt beispielsweise sein Verhältnis zu Stalin und zur Sowjetunion bisher als unabhängig, doch die ausgewerteten Dokumente verdeutlichen, dass Mao in Wirklichkeit ein getreuer Anhänger Stalins war, „der sich sehr bemühte, seine Loyalität gegenüber dem Kremlchef zu demonstrieren, und es erst nach Stalins Tod wagte, vom sowjetischen Vorbild abzurücken“ (20). Auch die finanzielle Abhängigkeit Maos und seiner Gefolgsleute von der Sowjetunion bis in die 1950er‑Jahre hinein arbeiten Pantsov und Levine akribisch heraus. Den Ansatz der Biografen, Mao gegenüber eine betont unpolitische Haltung einzunehmen, kann man durchaus kritisch hinterfragen, allerdings liefert ihre Studie aufschlussreiche Details und Einsichten, die die existierende Mao‑Literatur erhellend erweitern.
Falk Hartig (FH)
Ph.D., Sinologe und Kommunikationswissenschaftler, Postdoktorand am Frankfurter Inter-Zentren-Programm „Afrikas Asiatische Optionen“ (AFRASO), Goethe Universität Frankfurt a. M.
Rubrizierung: 2.12.682.25 Empfohlene Zitierweise: Falk Hartig, Rezension zu: Alexander V. Pantsov: Mao. Frankfurt a. M.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37499-mao_45947, veröffentlicht am 04.09.2014. Buch-Nr.: 45947 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken