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Sylvia Kritzinger / Wolfgang C. Müller / Klaus Schönbach (Hrsg.)

Die Nationalratswahl 2013. Wie Parteien, Medien und Wählerschaft zusammenwirken

Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2014; 262 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 978-3-205-79536-0
In wahlanalysierenden Sammelbänden werden in aller Regel Parteien, Kandidaten sowie Wahlkampfthemen und somit die Angebotsseite auf dem politischen Marktplatz ins Zentrum der Analyse gehoben. Frei nach Sartori sind Wahlen jedoch „der Moment, in dem die Bürger tatsächlich regieren“ (7). Deshalb sind es vor allem sie – als Entscheider auf der Nachfrageseite –, die diese demokratische Schlüsselfunktion wahrnehmen und daher im eigentlichen Fokus stehen sollten. Mit einer solchen Nachfragerorientierung betreten die Wiener Politikwissenschaftler um Sylvia Kritzinger wissenschaftliches Neuland und betrachten die österreichische Nationalratswahl 2013 aus einer gänzlich neuen Perspektive. Die facettenreichen Sammelbandbeiträge (unter anderem zu Negative Campaigning, Entscheidungsfindung, Wahlbeteiligung und Wahlverhalten) fußen dabei allesamt auf einem im Rahmen des AUTNES‑Projektes (Austrian National Election Study) erhobenen Datensatz mit über 1.000 Befragten. Dieser quantifizierbare wissenschaftliche Mehrwehrt findet seinen Ausdruck am deutlichsten in den Beiträgen zur Entscheidungsfindung und dem damit einhergehenden Wahlverhalten. Christian Glantschnigg et al. können in ihrem Beitrag empirisch verifizieren, dass es einen ungewöhnlich „hohen Anteil an Unentschlossenen bis wenige Tage vor der Wahl gab“ (176), von welchem vor allem Das Neue Österreich und Liberales Forum (NEOS) profitierte. Darüber hinaus können David Johann et al. in ihrem Beitrag zum Wahlverhalten mittels multivariater Analysen zeigen, „welche Faktoren Wahlentscheidung erklären“ (191). Hierbei quantifizieren die Forscher die oft postulierte Kontinuität im österreichischen Wahlverhalten, wobei sich nach wie vor die traditionellen Determinanten wie Alter, Religiosität und Bildung als besonders signifikant erweisen. Diese Kontinuitäten, so Johann et al. weiter, werden aber „mittelfristig weiter an Bedeutung verlieren“ (212 f.). Der durchweg sehr spannend und informativ zu lesende Sammelband besticht vor allem durch seine methodische (Daten‑)Grundlage, Stringenz und Polythematik. Einzig der bei quantitativen Arbeiten oft zu beobachtende Schwerpunkt auf Deskription, bei gleichzeitiger Vernachlässigung von Explanation, tritt an manchen (wenigen) Stellen zutage – was den generellen Verdienst und Wert des Sammelbandes jedoch keinesfalls beeinträchtigt.
Jörg Hebenstreit (JH)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.42.22 Empfohlene Zitierweise: Jörg Hebenstreit, Rezension zu: Sylvia Kritzinger / Wolfgang C. Müller / Klaus Schönbach (Hrsg.): Die Nationalratswahl 2013. Wien/Köln/Weimar: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37498-die-nationalratswahl-2013_45929, veröffentlicht am 04.09.2014. Buch-Nr.: 45929 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken