Regionalism and Political Instability in West Africa: Developments, Challenges and Prospects
Diss. Freiburg i. Br.; Begutachtung: H. Weiland, J. Rüland. – Die Europäische Union ist längst ein Vorbild für Regionalisierungsprojekte in aller Welt, die – wie beispielsweise der Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) – unter Wahrung der jeweils spezifischen Gegebenheiten eine eigene Antwort auf die Herausforderungen von Multipolarität und Entgrenzung suchen. Diese Netzwerke mögen zwar längst nicht das qualitative Niveau der EU haben, sofern sie dieses erklärtermaßen anstreben, aber sie gründen generell auf der Erkenntnis, dass gewisse Problemlagen nur gemeinsam handhab‑ und damit eventuell lösbar werden. Allein auf dem afrikanischen Kontinent existieren derzeit acht dieser Organisationen, von denen die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) nicht das prominenteste, sicherlich aber das interessanteste Beispiel einer grenzübergreifenden Zusammenarbeit ist. Marvin Nii Ankrah weist in seiner am Arnold‑Bergstraesser‑Institut entstandenen Studie zwar auf die Schwierigkeiten hin, denen sich die ECOWAS seit der Gründung 1975 ausgesetzt sieht. Angesichts der bisherigen Entwicklung verweist er jedoch auch auf die Potenziale dieser Organisation, die, obwohl sie weit hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben ist, einen nicht unbeträchtlichen Anteil an der immer noch fragilen Stabilität in dieser Region hat und längst als Vorbild für Anrainerstaaten gilt. Die Impulse, die von den Integrationsmotoren Ghana, der Elfenbeinküste, der Republik Kap Verde und Liberia ausgehen, lassen selbst so komplexe Problemlagen wie den Drogenhandel und den Terrorismus lösbar erscheinen. Die Voraussetzungen dafür sind allerdings nur bedingt gegeben, wie der Autor mit Blick auf die zahlreichen (innerstaatlichen) Konflikte, die dadurch ausgelösten Flüchtlingsbewegungen und die ökonomische Rückständigkeit klarstellt und am Beispiel Nigerias sowie des Niger‑Deltas illustriert. Von daher klingen die in der Vision 2020 artikulierten Zielsetzungen zwar ziemlich optimistisch. Sie werden aber von Ankrah klug kontextualisiert und so in der Realität einer Staatengemeinschaft verortet, die um die Fragilität des Friedens in der Region weiß und deshalb – sehr erfolgreich – eine eigene militärische Eingreiftruppe aufbaut.