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Kathrin Voss (Hrsg.)

Internet und Partizipation. Bottom-up oder Top-down? Politische Beteiligungsmöglichkeiten im Internet

Wiesbaden: Springer VS 2014 (Bürgergesellschaft und Demokratie 42); 356 S.; 49,99 €; ISBN 978-3-658-01027-0
Wer auf der Suche nach einem gut verständlichen Überblick zum wissenschaftlichen State of the Art zu Fragen von Internet und politischer Partizipation ist, sei dieser Band empfohlen, da er viele wichtige Einzelaspekte – auch mithilfe exemplarischer Fallstudien – beleuchtet. Den Hintergrund des Bandes bildet eine Tagung, die im Dezember 2012 an der Universität Hamburg stattgefunden hat. Katrin Voss legt mit ihrem Einleitungsbeitrag zunächst die theoretischen Grundlagen. Sie verweist auf einschlägige Definitionen für die zentralen Begrifflichkeiten und verdeutlicht dabei implizit ein Grundproblem der Partizipationsforschung in diesem Bereich: Vielfalt und Abstraktionsniveau führen dazu, dass „die Grenzen zwischen den Begrifflichkeiten […] vielfach fließend“ (11) sind. Dies erschwert die Operationalisierung und wechselseitige Verständigung über die zu erklärenden Phänomene. Gerhard Vowe geht der Frage nach, wie sich „die politische Kommunikation der Bürger durch das Internet“ (26) verändert. Dabei erklärt er unter Zugrundelegung einer „Typologie der individuellen politischen Kommunikation“ (38) den nicht neuen Befund, dass der strukturelle Wandel im Kommunikationsverhalten der Bürger den „Code des Politischen“ (48) nicht grundlegend ändert. Norbert Kersting liefert eine überzeugende Gegenüberstellung und Typologisierung von Online‑ und Offline‑Instrumenten zur Bürgerpartizipation. Auch er kommt letztlich zu dem etwas ernüchternden Ergebnis, dass die „neuen Informations‑ und Kommunikationstechnologien […] nur begrenzt beteiligungsferne marginalisierte Bevölkerungsgruppen politisch (re‑)aktivieren“ (79) können. Sigrid Baringhorst und Dieter Rucht unterstreichen diese Befunde, indem sie darauf hinweisen, dass die Existenz und wachsende Nutzerzahlen von Social Media‑Plattformen alleine noch nicht zu politischer Mobilisierung und gesellschaftlichem Protest führen. Vielmehr bedarf es eines geschickten und resonanzfähigen Framings entsprechender Kampagnen sowie einer kritischen Masse, die sich auch in der realen Welt für entsprechende Anliegen engagiert. Für die politikwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema dürften gerade auch die Beiträge des zweiten Teils dieses Sammelbandes von Interesse sein. Diese gehen der Frage nach, wie Parteien Online‑Tools zur Wählermobilisierung nutzen (können). Dabei zeigt sich, wie schwer sich – trotz diverser Bemühungen – vor allem die etablierten Parteien in der Bundesrepublik nach wie vor mit dem Einsatz entsprechender Techniken tun.
Henrik Scheller (HS)
Dr. phil., Dipl.-Politologe, wiss. Mitarbeiter, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl Politik und Regieren in Deutschland und Europa, Universität Potsdam.
Rubrizierung: 2.222.3312.333 Empfohlene Zitierweise: Henrik Scheller, Rezension zu: Kathrin Voss (Hrsg.): Internet und Partizipation. Wiesbaden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37435-internet-und-partizipation_45687, veröffentlicht am 21.08.2014. Buch-Nr.: 45687 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken