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Egbert Bülles

Deutschland, Verbrecherland? Mein Einsatz gegen die organisierte Kriminalität

Berlin: Econ 2013; 297 S.; geb., 18,99 €; ISBN 978-3-430-20159-9
Wie Egbert Bülles, pensionierter Kölner Oberstaatsanwalt und Leiter der Abteilung Organisierte Kriminalität, schreibt, war er zu Beginn seiner Tätigkeit „voller Zuversicht, dass der Rechtsstaat im Kampf gegen das Verbrechen am Ende stets die Oberhand behält. […] Nun, da ich nach 36 Jahren Kampf gegen Menschen‑ und Drogenhändler, Rockergangs und Rotlichtgrößen außer Dienst stehe, muss ich mein Urteil revidieren.“ (11) Anhand konkreter Beispiele und aus jahrzehntelanger Erfahrung berichtet Bülles, mit welchen Herausforderungen und Problemen Polizei und Staatsanwaltschaft in Deutschland bei der Verfolgung und Bekämpfung der organisierten Kriminalität konfrontiert sind. Diese Schwierigkeiten, so die Einschätzung des Autors, speisen sich vorrangig aus der Personal‑ und Sachmittelbeschneidung, veralteter Technik, aus einer Rechtslage, bei der die Beweislast nicht bei der Staatsanwaltschaft verortet ist, der Öffnung der Grenzen und einem mangelnden Problembewusstsein auf Seiten der Politik. Vor diesem Hintergrund fordert Bülles die Politiker_innen auf, die offenkundigen Probleme wahrzunehmen, Gesetze entsprechend zu ändern sowie Polizei und Staatsanwaltschaft mit mehr Personal und Technik auszustatten. So spannend und beunruhigend sich Bülles‘ Buch auch liest, es enthält doch auch Aussagen, über die eine weitere Diskussion geboten wäre. So führt er beispielsweise aus, dass in Verbrechensstatistiken aufgrund von Political Correctness nicht nach ethnischen Gruppen unterschieden werde. „Dabei drängen sich etliche Fragen auf. Gibt es etwa bestimmte Kriminalitätsformen, die nur oder vorrangig von bestimmten Nationalitäten oder Bevölkerungsgruppen begangen werden? Das hört sich zunächst ketzerisch, geradezu fremdenfeindlich an, ergibt aber bei näherem Hinschauen Sinn, wenn man bedenkt, dass zum Beispiel nur [sic!] Roma‑Clans alte Menschen mit dem Enkel‑ oder dem Glas‑Wasser‑Trick abzocken.“ (21). Bülles Buch enthält viele wertvolle Informationen und gibt Einblick in die Aktivitäten und Strukturen der organisierten Kriminalität. Es hinterlässt einen überwiegend düsteren, pessimistischen Eindruck, der vielleicht teilweise auch dadurch zustande kommt, dass die Darstellungen von den persönlichen Erfahrungen des Autors geprägt sind und andere Aspekte nur bedingt in abwägender Weise aufgegriffen werden.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.343 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Egbert Bülles: Deutschland, Verbrecherland? Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37401-deutschland-verbrecherland_44853, veröffentlicht am 14.08.2014. Buch-Nr.: 44853 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken