Jenseits der Menschenrechte. Die Rechtsstellung des Individuums im Völkerrecht
Das Völkerrecht zählt traditionell zu den besonders dynamischen Rechtsbereichen und wird durch die Globalisierung in besonderer Weise herausgefordert und beeinflusst. Anne Peters vertritt die These, dass aktuell über punktuelle Anpassungsprozesse hinaus eine grundlegende Veränderung stattfindet, weil und soweit sich die völkerrechtliche Perspektive von den klassischen völkerrechtlichen Akteuren, den Staaten und internationalen Organisationen, zu den Individuen hin verschiebt. Diese Entwicklung bleibt demnach nicht auf eine stärkere Beachtung der Menschenrechte in einigen Extremsituationen und Randbereichen beschränkt, sondern ist als übergreifender, das Verständnis des Völkerrechts insgesamt verändernder Paradigmenwechsel zu verstehen. Erläutert und verdeutlicht wird dies sowohl auf der Basis ideen‑ und dogmengeschichtlicher Rückblicke als auch anhand von exemplarischen Einzelanalysen aus zahlreichen Teilrechtsgebieten. Diese betreffen zumal die klassische Perspektive des Völkerrechts als Garantie diplomatischer Beziehungen, aber auch als Reaktion auf bewaffnete Konflikte und grenzüberschreitende Katastrophen(hilfe). Ferner in den Blick genommen werden weitergehende Aspekte der rechtlichen Strukturierung internationaler Zusammenarbeit, etwa der Bereich des internationalen Umweltrechts und die wirtschaftlich immens bedeutsamen Vorschriften des internationalen Arbeits‑ und Investitionsschutzrechts. Insgesamt handelt es sich um eine ebenso kluge wie wichtige Schrift, die die Weiterentwicklung des „Völker“rechts zu einem individuelle subjektive Rechtspositionen nicht nur vereinzelt tolerierenden, sondern bewusst in das Gesamtprogramm integrierenden Rechtskonzept gut verständlich und überzeugend erklärt.