Skip to main content
Andreas Armborst

Jihadi Violence. A study of al-Qaeda's media

Berlin: Duncker & Humblot 2013 (Schriftenreihe des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Strafrecht: Kriminologische Forschungsberichte K 159); XII, 266 S.; 35,- €; ISBN 978-3-428-14049-7
Soziolog. Diss. Max‑Planck‑Institut für ausländisches und internationales Strafrecht, Freiburg; Begutachtung: R. H.‑J. Albrecht, B. Blinkert, R. Haverkamp. – Um das Phänomen der jihadistischen Gewalt systematisieren und die Hintergründe analysieren zu können, will Andreas Armborst die Narrative der jihadistischen Ideologie „kontextualisieren“ (52). Argumentativer Ausgangspunkt sind drei Anomalien, die der Terrorismus nach Ansicht des Autors im Vergleich zu anderen gängigen Formen der Kriminalität und der Delinquenz aufweist. Die erste Form werde durch die terroristische Gewalt, die durch die „moralische Empörung“ (26) von Einzelnen ermöglicht werde, erzeugt. Die zweite Form der Anomalität werde deutlich, wenn der Terrorist selbst keine Ungerechtigkeit erlitten habe, sich aber legitimiert fühle, Personen zur Zielscheibe zu machen, die nur stellvertretend für diejenigen stehen, die bekämpft werden sollen. Dadurch entstehe eine paradoxe Situation, in der ein Terrorist zu einem Täter werde, der einen anderen Menschen töte, der persönlich niemals seine Normen und Moralvorstellungen verletzt habe. Die dritte Form der Anomalie entstehe dadurch, dass der Terrorismus weder als eine genuin kriminelle Tat verstanden werde noch als eine genuin militärische Aggression. Vor diesem Hintergrund stellt Armborst im nächsten Analyseschritt fest, dass die Ideologie des Jihadismus zu viele vernünftige politische Ansprüche beinhalte, um nur als religiöser Fanatismus abqualifiziert zu werden. Sie habe gleichzeitig zu viele religiös‑fanatische Ansprüche, um als eine vernünftige, legitime politische Position eingestuft zu werden. Nach diesen grundsätzlichen Definitionen stellt Armborst den salafistischen Fundamentalismus als eine Bewegung des sunnitisch‑islamischen Aktivismus dar. Diesen Fundamentalismus teilt er in neofundamentalische Bewegungen ein, die teilweise traditionell missionarisch und teilweise jihadistisch seien. Den klassischen Salafismus unterscheidet er wiederum in puristische, politische und global agierende jihadistische Bewegungen. Deren Akteure bezeichnet er als „transnationale Jihadisten“ (32). Armborst unterscheidet schließlich dreizehn verschiedene Formen, die unter drei Oberbegriffen gefasst werden: Jihad als militärische Doktrin, als theologische Doktrin und als politisch‑islamischen Aktivismus. Erwähnenswert sind dann die Untereinstufungen des militärischen Jihads, der von einem Herrscher unterstützt werde, sich gegen fremde Kombattanten richte und Teil einer Staatsdoktrin sein könne mit dem Ziel, militärische Eroberungen auszuführen. Armborst verweist schließlich darauf, dass klassische jihadistische Narrative über den Westen immer obsoleter werden, während die „Ablehnung von säkularen Regierungen immer relevanter wird“ (200).
Wahied Wahdat-Hagh (WWH)
Dr., Dipl.-Soziologe und Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 2.252.632.222.23 Empfohlene Zitierweise: Wahied Wahdat-Hagh, Rezension zu: Andreas Armborst: Jihadi Violence. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37297-jihadi-violence_45263, veröffentlicht am 17.07.2014. Buch-Nr.: 45263 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken