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Klaus Hüfner

Wer rettet die UNESCO?

Berlin: Frank & Timme 2013 (Politikwissenschaft 6); 145 S.; 24,80 €; ISBN 978-3-86596-544-8
Der emeritierte Professor für Volkswirtschaft Klaus Hüfner ist seit Langem in verschiedenen Rollen bei der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) engagiert und Autor zahlreicher Publikationen zu dieser Sonderorganisation. Dieser schmale Band ist eine kurzfristige Intervention in die gegenwärtige Finanzierungskrise der UNESCO, verbunden mit dem Ruf nach grundlegenden Reformen. Die aktuelle Krise wurde Ende 2011 durch die Einstellung der US‑Beitragszahlungen ausgelöst, die eine unmittelbare Reaktion auf die Aufnahme Palästinas in die Organisation war. Doch Krisen und Reformdebatten begleiten die Organisation seit Jahrzehnten und kulminierten zuletzt im Bericht einer externen Evaluationskommission, die 2010 eine detaillierte Mängelliste vorlegte. Hüfner stellt Ursprung und Struktur(‑probleme) der UNESCO, ihre zentralen Tätigkeitsfelder von der Bildungsarbeit bis zur Welterbe‑Konvention, den Ablauf und die Protagonisten der Finanzierungskrise und die jüngeren Reformdebatten dar. Der meinungsstarke Beitrag bietet dabei auch eigene Reformvorschläge, insbesondere fordert der Wissenschaftler eine erneute Stärkung von „Akademia“ (9). Denn, so Hüfner, die zunehmende Abhängigkeit der Exekutivratsmitglieder von ihren Regierungen untergrabe die (wissenschaftliche) Unabhängigkeit dieses zentralen Regierungsorgans und gefährde die Rolle der UNESCO als „Denkfabrik“ (30). Da die Politisierung des Exekutivrats derzeit unumkehrbar scheint, plädiert Hüfner für dessen Verkleinerung und Ergänzung um ein ebenbürtiges Organ, das von Wissenschaftseinrichtungen besetzt wird – einen „Forschungsrat“. Dessen Aufgabe bestünde unter anderem darin, für die Vereinten Nationen (VN) innovative Konzepte „gegen den Strom“ (122) zu entwickeln, die Vermachtung beispielsweise des VN‑Menschenrechtsrats zu kritisieren sowie vergleichende Bildungskonzepte zu entwickeln. Aus diesen Vorschlägen sprechen ein ungebrochener Aufklärungsoptimismus und der Glaube an die humanistische Gründungsideologie der UNESCO – trotz oder gerade wegen globaler Wertekonflikte und politischer Kämpfe innerhalb der Organisation. Zugleich appelliert der Autor an die deutsche Regierung, sich stärker in die Reformdebatte der UNESCO einzubringen und nachhaltige Finanzierungskonzepte zu entwickeln.
Tine Hanrieder (CTH)
M. A., wiss. Assistentin, Geschwister-Scholl-Institut, LMU München.
Rubrizierung: 4.3 Empfohlene Zitierweise: Tine Hanrieder, Rezension zu: Klaus Hüfner: Wer rettet die UNESCO? Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37277-wer-rettet-die-unesco_45562, veröffentlicht am 10.07.2014. Buch-Nr.: 45562 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken