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Hans-Dieter Schütt

Günter Gaus. Von den Hoffnungen eines Skeptikers

Berlin: Karl Dietz Verlag 2014; 175 S.; 16,90 €; ISBN 978-3-320-02305-8
Explizit keine Biografie, sondern ein „Nachdenken über den bürgerlichen Menschen“ (9) Günter Gaus, 2004 verstorbener Journalist und erster Leiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ost‑Berlin, legt Hans‑Dieter Schütt mit diesem Buch vor. Es mäandert vornehmlich durch Gaus‘ journalistische Laufbahn – vor allem analog zur Autobiografie, die Gaus vor seinem Tod nicht mehr fertigstellen konnte und die mit dem Beginn seiner diplomatischen Aufgabe abbricht (siehe Buch‑Nr. 26505), aber auch mit Blick auf die Zeit nach dem politischen Umbruch in der DDR 1989. Der Publizist Schütt lässt vor allem die Fernseh‑Interviews „Zur Person“ Revue passieren und betont den aus heutiger Sicht ungewöhnlichen Stil von Gaus: Er habe nicht mit den von ihm Befragten debattiert, auch sei ihm der Erziehungsfuror der 68er‑Generation fremd gewesen – er war, so der Eindruck der hier vermittelt wird, eher akribisch denn brillant. Aus politikwissenschaftlicher Sicht ist dieses lange Essay unergiebig, auch bietet es kein Eintauchen in das Zeitgeschehen der alten Bundesrepublik. Aber immerhin animiert es, sich auf YouTube noch einmal einige der Interviews anzusehen. Als Kostprobe ist immer noch das Gespräch mit der rauchenden Hannah Arendt zu empfehlen, deren leisen Spott angesichts seiner einleitenden frauenfeindlichen Einlassungen Gaus nicht einmal versteht.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.3 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Hans-Dieter Schütt: Günter Gaus. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37275-guenter-gaus_45505, veröffentlicht am 10.07.2014. Buch-Nr.: 45505 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken