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Sara Elmer / Konrad J. Kuhn / Daniel Speich Chassé (Hrsg.)

Handlungsfeld Entwicklung. Schweizer Erwartungen und Erfahrungen in der Geschichte der Entwicklungsarbeit. Le champ d'action "développement". Attentes et expériences suisses dans le travail de développement

Basel: Schwabe Verlag 2014 (Itinera 35 2014); 319 S.; brosch., 45,50 €; ISBN 978-3-7965-2949-8
Der Schweizer Außenminister Max Petitpierre wird in diesem Sammelband als ein einflussreicher Protagonist der frühen Entwicklungspolitik seines Landes beschrieben, der wesentlichen Einfluss auf die relevanten politischen und institutionellen Entscheidungen hatte. Unter seiner Ägide, schreibt Daniel Trachsler, sei die staatliche Entwicklungshilfe institutionalisiert und als ein wichtiges Standbein der Außenpolitik etabliert worden. Dabei habe Petitpierre nicht nur humanitäre, sondern auch antikommunistische Intentionen verfolgt. 1959 sagte er: „‚Wissenschaftliche Forschung und Hilfe an unterentwickelte Länder sind ebenso wichtige Verteidigungsformen der freien Welt, wie die militärische Landesverteidigung.‘“ (168) Zudem habe sich Petitpierres Außenpolitik an der Konzeption der „‚Neutralität und Solidarität‘“ orientiert, Letztere habe dabei die Funktion erfüllt, „die Neutralität und die damit einhergehende aussenpolitische Zurückhaltung der Schweiz zu legitimieren“ (176). Zu Beginn der 1960er‑Jahre sei die institutionelle Basis für die staatliche Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz gelegt worden, indem 1961 der Dienst für technische Zusammenarbeit, die Vorläuferorganisation der heutigen Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, geschaffen worden sei. Katharina Pohl und Daniel Speich Chassé heben die „identitätsstiftende und eher nach innen gerichtete Rolle“ von Entwicklungspolitik hervor und sprechen zwar von der Entwicklungspolitik als einem „‚Reservoir nationaler Identitätsproduktion‘“ (157). Durch sie werden „Bilder vor allem des eigenen Landes geschaffen, die das Verständnis der Menschen von der Welt [prägen] und ihren Platz in ihr [bestimmen]“ (149). Dennoch sei in der Schweiz „kein innenpolitischer Konsens zur Entwicklungspolitik“ (157) entstanden. Ähnlich äußert sich Nuno Pereira, der auf die Kritik an der staatlichen Entwicklungshilfe bei links orientierten Gruppierungen in der Romandie eingeht. Diese sahen in ihr ein Instrument zur Sicherung der imperialen Vorherrschaft des Westens und der Ausbeutung von armen Ländern. Neben Beiträgen, in denen einige Aspekte der Entstehungsphase der Schweizer Entwicklungspolitik geschildert werden, finden sich alltagsgeschichtliche Berichte von Entwicklungsexperten. So können die Erfahrungen eines Schweizer Ehepaares in Ruanda nachgelesen werden und am Beispiel eines Entwicklungsprojektes in Nepal wird deutlich, welche Schwierigkeiten sich bei der Umsetzung von Projekten Anfang der 1960er‑Jahre ergaben. Dieser Band ist aus mehreren Veranstaltungen hervorgegangen, dazu zählt der in London im April 2011 abgehaltene European Congress on World and Global History.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.443.54.222.67 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Sara Elmer / Konrad J. Kuhn / Daniel Speich Chassé (Hrsg.): Handlungsfeld Entwicklung. Basel: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37270-handlungsfeld-entwicklung_44947, veröffentlicht am 10.07.2014. Buch-Nr.: 44947 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken