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Iris Wurm

Die Kooperation des Hegemons USA mit Saudi-Arabien und Pakistan. Fremde oder Freunde?

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Studien der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung 22); 466 S.; brosch., 79,- €; ISBN 978-3-8487-0335-7
Diss. Frankfurt a. M.; Begutachtung: H. Müller, T. Brühl. – Saudi‑Arabien und Pakistan haben sich für die Vereinigten Staaten in der jüngeren Vergangenheit immer wieder als ambivalente Partner erwiesen. Warum haben die USA trotzdem die Partnerschaft mit beiden Staaten gesucht? Iris Wurm widmet sich dem Verhältnis der USA zu den beiden Staaten in den Jahren 1993 bis 2008. Dabei geht es ihr neben den Gründen vor allem auch um die Form der Kooperation des Hegemons mit diesen Autokratien: Haben die USA versucht, ihre Partner zu demokratisieren? Und warum haben die Partnerschaften auch in Krisenzeiten Bestand? Wie die Autorin bemerkt, existieren aus politikwissenschaftlich‑theoretischer Perspektive hierzu bisher nur wenige Erklärungsansätze. Wurm entwickelt daher in einer induktiven Fallstudienanalyse mit Hilfe der Ansätze der Grounded Theory eine Theorie der Kooperation des demokratischen Hegemons mit autokratischen Partnern. Angesichts der definitorischen Irrungen und Wirrungen in der Literatur nimmt die Autorin zunächst eine sorgfältige Ordnung bestehender Konzepte von Hegemonie und Imperium vor. Sie kommt zu der Ansicht, dass das Konzept der Hegemonie aufgrund seiner Vielseitigkeit weiterhin am besten geeignet ist, „Machtausübung durch Zwang wie auch durch Konsens zu beschreiben“ (45), und somit für den Fall der USA anwendbar bleibt. Die Autorin entwirft vier Idealtypen, anhand derer sich die Beziehungen zwischen Hegemon und autokratischem Partner mittels Kontext‑ und Inhaltsanalyse überprüfen lassen. Diese Typologie sieht die Möglichkeiten einer Demokratisierung oder – alternativ – eines Erhalts des Status quo vor, die entweder durch konsensuale („liberale Demokratisierung“ beziehungsweise „Elitenkooperation“) oder Zwangsmechanismen („Demokratisierung durch Intervention“ beziehungsweise „Interessenwahrung durch Zwang“, 108) herbeigeführt werden. Als Ergebnis ihrer empirischen Untersuchung ergänzt und erweitert Wurm diese Typologie um acht Realtypen, die positive und negative Anreize als Druckmittel des Hegemons berücksichtigen. Die Fälle Saudi‑Arabien und Pakistan zeigen für sie, dass Bemühungen der Demokratisierung mittels Zwangsmaßnahmen seitens des Hegemons nicht stattfinden, wenn die Kooperation politisch, wirtschaftlich oder strategisch relevant ist. Diese Kooperationen sind nämlich nicht nur viel eher konsensual geprägt, sie zeichnen sich auch durch einen geringen Einfluss des Hegemons auf seinen Partner aus und folgen dem Primat der Stabilität. Partnerschaften zwischen den USA und Autokratien sind demnach vor allem Zweckgemeinschaften.
Christian Patz (CPA)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 2.64 | 2.63 | 2.68 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Iris Wurm: Die Kooperation des Hegemons USA mit Saudi-Arabien und Pakistan. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37254-die-kooperation-des-hegemons-usa-mit-saudi-arabien-und-pakistan_45588, veröffentlicht am 03.07.2014. Buch-Nr.: 45588 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken