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Eckart Conze / Joachim Scholtyseck / Erich Weede (Hrsg.)

Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung 2013. 25. Jahrgang 2013. Hrsg. im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013; 386 S.; 59,- €; ISBN 978-3-8487-0685-3
Was ist Zivilcourage? Diese Frage steht im Blickpunkt einiger Beiträge dieses 25. Jahrbuches zur Liberalismus‑Forschung. Dass die Zivilcourage noch recht jung ist und keine Tradition in Deutschland hat, konstatiert der Berliner Privatdozent für Politikwissenschaft Wolfgang Heuer. Seit den 1990er‑Jahren, als es in der Bundesrepublik zu ausländerfeindlichen Aktionen, Brandstiftungen und Morden kam, wird seiner Ansicht nach erst von der Notwendigkeit gesprochen, Zivilcourage zu zeigen. Damals habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es nicht allein den staatlichen Institutionen überlassen bleiben dürfe, gegen Gewalt und Verbrechen vorzugehen. Vielmehr sei die Zivilgesellschaft aufgerufen, diese zu verhindern. „Zivilcourage bedeutet also Mut, der sich in ziviler Form und zugunsten der Zivilität zeigt, der sich Toleranz, Freiheit und Gerechtigkeit verpflichtet fühlt.“ (12) Der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker sei der erste amtierende Politiker gewesen, der die Bevölkerung aufgefordert habe, Zivilcourage zu zeigen. Seither sei diese „demokratische Tugend“ (13) gewissermaßen offiziell anerkannt. Dieser Entwicklung vorausgegangen seien die Studentenproteste Ende der 1960er‑Jahre, darin sind sich Heuer und der Wuppertaler Professor für Politikwissenschaft Wolfgang Bergem einig. Seitdem zeigten sich in Umfragen „gestiegene Werte für politisches Interesse und Partizipation, affektive Bindungen an das politische System und eine von ökonomischen Leistungen unabhängige Unterstützungsbereitschaft für die Demokratie“ (127). Während in der Adenauer‑Ära noch der „Typus des Untertanen“ kennzeichnend für große Teile der westdeutschen Gesellschaft gewesen sei, dominiere inzwischen das Leitbild des „mündigen Staatsbürgers“ (128). Soziale Bewegungen und Bürgerinitiativen seien in der Bundesrepublik als „Schulen der Zivilcourage“ (134) zu betrachten. Die Beiträge basieren auf einem Symposium der Friedrich‑Naumann‑Stiftung im November 2012 in Hannover, bei dem an die „Göttinger Sieben“ erinnert wurde – jene Gelehrte, „die 1837 ihren Protest gegen die vom König veranlasste Rücknahme der 1833 eingeführten Landesverfassung ausgesprochen hatten“ (51), wie Hans‑Werner Hahn schreibt. Einige Wissenschaftler sehen in ihnen ein Beispiel für Zivilcourage. Neben den Beiträgen zum Schwerpunktthema findet sich ein bunter Strauß an Aufsätzen zum Liberalismus, abgedeckt wird der Zeitraum vom frühen 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.315.432.3112.3122.3132.35 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Eckart Conze / Joachim Scholtyseck / Erich Weede (Hrsg.): Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung 2013. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37217-jahrbuch-zur-liberalismus-forschung-2013_44998, veröffentlicht am 26.06.2014. Buch-Nr.: 44998 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken