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Franziska Kruse

Der Europäische Auswärtige Dienst zwischen intergouvernementaler Koordination und supranationaler Repräsentation

Berlin: Duncker & Humblot 2014 (Schriften zum Europäischen Recht 163); 389 S.; 79,90 €; ISBN 978-3-428-14182-1
Rechtswiss. Diss. Speyer; Begutachtung: K.‑P. Sommermann, S. Magiera. – Angesichts der langen Diskussion um das institutionelle Design und des schier endlosen Kompetenzstreits im Vorfeld muss es fast schon verwundern, dass der Europäische Auswärtige Dienst (EAD) seit dem Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon Gestalt annimmt. Sichtbar wird, dass der EAD der Europäischen Union im rechtlichen wie institutionellen Sinne eine neue Qualität verleiht. Während für die politikwissenschaftliche Betrachtung dabei zum Beispiel die Akteursqualität der EU im Zentrum steht, fokussieren rechtswissenschaftliche Betrachtungen eher auf eine Interpretation des Vertragsgeistes und leiten daraus Wechselwirkungen mit der nationalen Rechtsordnung ab. Die Arbeit von Franziska Kruse ist also kein Einzelfall, zumal sie selbst auf die konjunkturelle Aufmerksamkeit verweist, die die europäische Integration in den Fachdisziplinen generiert. Kruse, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Öffentliches Recht an der Universität Speyer, schöpft aus einem breiten Fundus an Studien, Konzeptpapieren und weiterführender Literatur, wenn sie die „Entstehung, Konsolidierung und Fortentwicklung diplomatischer Strukturen in der Union“ in den Blick nimmt und „zur mitgliedstaatlichen Außenvertretung ins Verhältnis“ (25) setzt. Da sich das Forschungsdesign auf die institutionelle Architektur und die Entwicklung der supranationalen Kompetenzordnung konzentriert, nimmt die Autorin auch die Wechselwirkungen mit dem Kohärenzgebot in den Blick. Angesichts der Fülle von Betrachtungsebenen, die sich Kruse erschließt, reduziert sich die reine Betrachtung der Arbeitsweise des EAD, aber das schadet dieser Dissertation keineswegs. Die umsichtigen Vorarbeiten, etwa die notwendigen Begriffsbestimmungen, die Einordnung des Artikels 23 des Grundgesetzes oder die Überlegungen zur Kompetenzordnung anderer Internationaler Organisationen (WTO und Europarat), liefern eine breite Basis für die folgenden Ausführungen. Kruse zeigt, dass der EAD trotz seiner strukturellen Defizite nicht nur als diplomatischer Dienst konzipiert, sondern auch als solcher zu verstehen ist.
Martin Schwarz (MAS)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften und Philosophie (ISP) an der Universität Vechta.
Rubrizierung: 3.64.33.34.21 Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Franziska Kruse: Der Europäische Auswärtige Dienst zwischen intergouvernementaler Koordination und supranationaler Repräsentation Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37213-der-europaeische-auswaertige-dienst-zwischen-intergouvernementaler-koordination-und-supranationaler-repraesentation_45709, veröffentlicht am 19.06.2014. Buch-Nr.: 45709 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken