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Christopher Stark

Neoliberalyse. Wider die Ökonomisierung unseres Alltags

Wien: Mandelbaum Verlag 2014 (kritik & utopie); 348 S. ; 19,90 €; ISBN 978-3-85476-635-3
Das Kunstwort Neoliberalyse deutet daraufhin, dass es hier um eine Analyse des Neoliberalismus geht. Christopher Stark will „zeigen, daß [sic!] der Trend hin zur Ökonomisierung aller Lebensbereiche ungebrochen ist und bereits viel tiefer sitzt, als dies im allgemeinen [sic!] wahrgenommen wird“ (13). Dabei geht es dem studierten Geografen besonders darum, neoliberale Botschaften in der Alltagswelt der Medien, Werbung und Bildung aufzuzeigen. So erkennt er bei populären Casting‑Shows – wie „Germany’s Next Topmodel“ – eine Verankerung neoliberaler Werte durch den scharfen Wettbewerbscharakter und die erzwungene Selbstvermarktung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die ökonomisch geprägte Denkweise des neoliberalen Paradigmas sei bereits in alle Lebensbereiche vorgedrungen. Der Autor positioniert sich klar gegen diesen Trend, verspricht aber eine undogmatische Untersuchung, bei der er „stark auf seine politischen Erfahrungen sowie auf seine Allgemeinbildung“ (14) zurückgreift. Doch gerade beim Hineindeuten bestimmter Motive oder Weltanschauungen in die Aussagen anderer fehlt zum Teil eine reflektierte Argumentation. Einseitig negativ konnotiert verwendet Stark den Begriff des Lobbyismus, mit dem er allerdings nur die Kommunikation der Befürworter des Neoliberalismus beschreibt. Durch die Breite der Analyse und die Originalität der Beispiele gelingt es ihm aber, die Leserinnen und Leser zu überraschen. So stellt er etwa Programmteile des deutschen Comedian Dieter Nuhr pointiert als verächtlich und sozial kalt bloß. Er kritisiert Nuhr zu Recht dafür, dass dieser pauschal allen Befürwortern von größerer sozialer Gerechtigkeit egoistische Gier und Neid vorwirft. Leider kontert Stark wenig differenziert: „So ist der Ruf nach sozialer Gerechtigkeit in der Regel als Altruismus zu werten und schallt aus allen Gesellschaftsschichten“ (94). Belegt wird diese behauptete Regelmäßigkeit nicht. Neben dem Mangel an theoretischem Hintergrund (so fehlt etwa eine kritische Begriffsgeschichte des Neoliberalismus) fallen Formatierungsfehler und eine schwankende Textqualität auf (teils alte Rechtschreibung). Größtenteils handelt es sich bei den Texten um Beiträge, die zuvor bereits im Blog des Autors (neoliberalyse.de) veröffentlicht wurden.
Wolfgang Denzler (WDE)
Diplom-Journalist, Student, Institut für Politikwissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.22.224.432.3315.422.35 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Christopher Stark : Neoliberalyse. Wien: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37212-neoliberalyse_45686, veröffentlicht am 19.06.2014. Buch-Nr.: 45686 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken