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Lina Fricke / Anna von Rath / Elisabeth Nechutnys / Christoph Senft (Hrsg.)

Just Politics. Ökokritische Perspektiven im postkolonialen Raum

Münster: Unrast 2014; 311 S.; 18,- €; ISBN 978-3-89771-545-5
Die postkoloniale Ökokritik betrachten die Autorinnen und Autoren als eine Forschungsrichtung der Literatur‑ und Kulturwissenschaft, die auf den interdisziplinären Ansatz des Ecocriticism zurückgeht. Dabei werden Texte oder andere kulturelle Medien in Zusammenhang mit ökologischen Aspekten und Mensch‑Natur‑Beziehungen analysiert. Die Herausgeber_innen des Sammelbandes betonen, dass es sich dabei um eine explizit normative und politische Methode handelt. Ihnen geht es darum, zu zeigen, „wie intensiv aktuelle ökologische und ökonomische Probleme in kultureller Praxis, vor allem auch aus den Ländern des globalen Südens, reflektiert werden“ (9). Andreas Siemoneit widmet sich in seinem Beitrag der Frage, ob Grünes Wachstum den Ländern des Südens helfen könnte. Dazu bezieht er sich kritisch auf Ralf Fücks, den Vorstand der Heinrich‑Böll‑Stiftung, der sich für eine nachhaltige Entwicklung durch umweltschonendes Wirtschaftswachstum und gegen Wachstumsverzicht ausspricht. Fücks gehe zu Unrecht davon aus, dass sich Wachstum von Energie‑ und Ressourcenverbrauch entkoppeln lasse. Siemoneit wirft ihm vor, Daten selektiv und einseitig auszuwerten. Zugleich wehrt er sich gegen eine irrationale Wachstumsgläubigkeit: wirtschaftlicher Expansion folge nicht zwangsläufig sozialer Fortschritt. Das irrationale Wachstumsparadigma verschulde einen exzessiven Ressourcenverbrauch und die ungezügelte Machtkonzentration internationaler Konzerne verhindere eine wirksame Regulierung. Siemoneit fordert daher sozial ausgehandelte Vermögens‑ und Unternehmensobergrenzen sowie Reformen des Eigentums. Er sieht dies als Mittelweg zwischen Fücks’ Effizienz‑Strategie und einer autoritär durchgesetzten Suffizienz‑Politik. Andere Autor_innen widmen sich hingegen Fragestellungen, die für Politikwissenschaftler_innen ungewohnter sein dürften: So untersucht Weeraya Donsomakulkij etwa den kulturellen Dialog zwischen Wal und Mensch in einem sogenannten Umweltroman und Justyna Poray‑Wybranowska zeigt, wie die traditionelle Repräsentation von nicht‑menschlichen Körpern durch ästhetische Entscheidungen in der Literatur kritisiert werden könnte. Das thematisch breitgefächerte Buch resultiert aus der Summer School „Just Politics? Postcolonial Ecocriticism between Imagination and Occupation“, die im September 2013 an der Universität Potsdam stattfand.
Wolfgang Denzler (WDE)
Diplom-Journalist, Student, Institut für Politikwissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.452.2614.442.232.642.682.27 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Lina Fricke / Anna von Rath / Elisabeth Nechutnys / Christoph Senft (Hrsg.): Just Politics. Münster: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37211-just-politics_45679, veröffentlicht am 19.06.2014. Buch-Nr.: 45679 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken