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Mario Candeias / Eva Völpel

Plätze sichern! ReOrganisierung der Linken in der Krise. Zur Lernfähigkeit des Mosaiks in den USA, Spanien und Griechenland

Hamburg: VSA 2014 (Rosa Luxemburg Stiftung); 253 S.; 16,80 €; ISBN 978-3-89965-551-3
Mario Candeias und Eva Völpel ziehen eine ausführliche Zwischenbilanz der US‑amerikanischen, spanischen und griechischen Besetzungsbewegungen und fragen, wo ihre Stärken liegen und welche strukturellen Schwächen es verhindert haben, dass diese neuen Protestformen sich dauerhaft etablieren konnten. Ihre theoretische Herangehensweise entwickeln die Autorin und der Autor aus einer kritischen Auseinandersetzung mit der soziologischen Klassenanalyse (Bourdieu, Wacquant) und der marxistischen Hegemonietheorie (Gramsci). Ausgehend von einem subjekttheoretischen Ansatz thematisieren sie die „Verallgemeinerung einer Kultur der Unsicherheit“ (21) im Neoliberalismus. Die universale Prekarisierung der Arbeiterklasse kann, so Candeias und Völpel, nicht als „Anomie“ (31) oder „Ansammlung zielloser Existenzen“ (33) verstanden werden. Eine der neuen Situation angemessene Form politischer Solidarität müsse für die Subjekte unmittelbar plausible und auch kurz‑ bis mittelfristige Anreize schaffen, sich an Bewegungen zu beteiligen: Nicht so sehr Agitation und Klassenbewusstsein, sondern die direkten Angriffe des Neoliberalismus hätten die Politisierung der Empörten hervorgebracht. Aus dieser Situation erwachse die Möglichkeit zu „Solidarität jenseits von Identität“ (63), mit der große Bevölkerungsgruppen über eine „gemeinsame Sprache geteilter Erfahrung der Enteignung“ (64) erreicht werden könnten. Diesen Ansatz unterfüttern Candeias und Völpel mit vielfältigen Materialien, von Interviews bis zu Analysen des politischen Hintergrunds rund um aktuelle Besetzungsbewegungen. Im Wechselspiel zwischen der Verdichtung geteilter Erfahrung und gleichzeitig mosaikartiger Fragmentierung sehen sie den Schlüssel, um die Bewegungen schlagkräftig zu machen. Auch eine solche „Mosaiklinke“ (205) müsse aber organisiert werden, die „Multitude“ komme schließlich „nicht von selbst zusammen“ (206). Als Lösung wird die Schaffung einer „verbindenden Partei“ (208) vorgeschlagen und die Figur des „Vermittlungsintellektuellen“ (210) skizziert. Insgesamt handelt es sich um eine uneingeschränkt solide und erhellende Studie über die Gestaltungsmöglichkeiten in und mit neuen sozialen Bewegungen.
Florian Geisler (FG)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Goethe Universität Frankfurt am Main.
Rubrizierung: 2.222.612.64 Empfohlene Zitierweise: Florian Geisler, Rezension zu: Mario Candeias / Eva Völpel: Plätze sichern! Hamburg: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37210-plaetze-sichern_45623, veröffentlicht am 19.06.2014. Buch-Nr.: 45623 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken