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Lothar Peter

Marx an die Uni. Die Marburger Schule. Geschichte, Probleme, Akteure

Köln: PapyRossa Verlag 2014 (Neue Kleine Bibliothek 197); 221 S.; 14,90 €; ISBN 978-3-89438-546-0
Lothar Peter, der mehrere Jahre an der Universität Marburg studierte und lehrte, legt einen mit viel Sympathie geschriebenen Überblick über das vor, was gemeinhin als Marburger Schule bezeichnet wird. Wohl wissend, dass diese Bezeichnung aufgrund der Heterogenität der Positionen einzelner Vertreter nicht frei von Schwierigkeiten ist, konzentriert er sich zunächst auf das Dreigestirn Wolfgang Abendroth, Werner Hofmann und Heinz Maus und lässt dann die folgenden Generationen von Assistenten und die Neubesetzungen der Lehrstühle Revue passieren. Die Erinnerung an diese Richtung in der deutschen Politikwissenschaft ist schon deshalb verdienstvoll, weil sie heute dem Vergessen anheimzufallen droht oder zu dem diffusen Klischee herabsinkt, linke Orthodoxie gewesen zu sein. Der Autor ist insbesondere im dritten Kapitel bemüht, Unterschiede der zentralen Protagonisten beziehungsweise die Abgrenzung zu anderen „Schulen“ deutlich werden zu lassen, was selbstverständlich zentrale Fragen der Klassentheorie und der Interpretation der Kritik der Politischen Ökonomie betrifft. Wer an einer kurzen Vorstellung von inhaltlichen Schwerpunkten, Personen sowie ihres Beziehungsgeflechts interessiert ist und sich dabei nicht an dem mitunter sehr persönlichen Tonfall stört, sollte diese Darstellung zur Kenntnis nehmen. Es ist übrigens auch ein aufschlussreiches Buch über die Politisierung eines Instituts und den entsprechenden administrativen Reaktionen bei veränderter politischer Großwetterlage. Bedauerlich ist indes, dass unklar bleibt, was die „epistemische Gemeinschaft“ der Marburger in politikwissenschaftlicher Hinsicht ausmachte. Auch werden die institutsinternen und ‑externen Konflikte mitunter eher in Form von persönlichen Auseinandersetzungen geschildert (außer: 153‑161) und theoretische Positionen nur skizzenhaft vorgetragen. Ein letztes Manko ist, dass entgegen der eigenen These von der aktuellen Relevanz der Marburger Schule kaum ein Wort über neuere Positionen, die im weitesten Sinne an Wolfgang Abendroth und Frank Deppe anschließen – man denke an Stephan Lessenich und Klaus Dörre – zu finden ist.
Frank Schale (FS)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 5.22.3132.315 Empfohlene Zitierweise: Frank Schale, Rezension zu: Lothar Peter: Marx an die Uni. Köln: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37201-marx-an-die-uni_45400, veröffentlicht am 19.06.2014. Buch-Nr.: 45400 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken