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Patrick Delaney

Gouvernementalität in der alternden Gesellschaft. Gemeinschaftliches Wohnen im Alter zwischen Neoliberalismus und Solidarität

Berlin: edition sigma 2014; 163 S.; 36,90 €; ISBN 978-3-8360-1110-5
Schätzungen zufolge wird im Jahr 2030 mehr als ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland älter als 60 Jahre sein, mit steigender Tendenz. Diese Entwicklung führt einerseits zu einem neuen Altersbild, das die Potenziale der über 65‑jährigen als wichtige Konsumentengruppe hervorhebt. Andererseits sind die sozialen Sicherungssysteme herausgefordert und der Staat „zieht sich zusehends aus der Alterssicherung zurück“ (10). Aufgeworfen ist damit auch die Frage nach neuen Formen gemeinschaftlichen Zusammenlebens und ‑wohnens im Alter. Patrick Delaney widmet sich der Rolle gemeinschaftlichen Wohnens vor dem Hintergrund des wohlfahrtstaatlichen Wandels. Er fragt, inwieweit gemeinschaftliche Wohnformen zu einer Steigerung von Wohlbefinden und Lebensqualität im Alter, sozialer Bindung und Solidarität beitragen können oder ob sie lediglich Ausdruck neoliberaler Programmatik sind. Als theoretische Basis dient ihm Foucaults Ansatz der Gouvernementalität, den er mit dem Konzept der „Advanced Liberal Rule“, der „fortgeschritten‑liberalen Regierungskunst“ (13), verknüpft. Gemeinschaftliches Wohnen versteht er so als sich institutionalisierende Alltagspraktiken, „als routinisierte, ritualisierte Formen der Lebensführung und der Sorge um sich selbst und andere“ (40), die wiederum Prozessen der Umverteilung von Aufgabenzuweisungen zwischen Staat, Markt, Gemeinschaft und Individuum unterliegen. Zur Einordnung von Konzepten gemeinschaftlichen Wohnens zwischen den beiden zuvor begründeten idealtypischen politischen Rationalitäten des Neoliberalismus einerseits und der Theorie der Gemeingüter andererseits unternimmt der Autor eine Analyse einschlägiger Literatur zum Thema, wie Forschungsberichte, Dokumentationen, Programme und Ratgeber. Ein Vergleich der wohlfahrtstaatlichen Merkmale und Programme der Alterssicherung in Deutschland und Großbritannien rundet die Studie ab. Dabei wird deutlich, dass „Nachbarschaften und Gemeinschaften zu einem Relais des Regierens wurden, über das sich Risikopotenziale und die Verantwortung für die Daseinsvorsorge im Alter auf die einzelnen Individuen übertragen“ (154).
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.2632.3432.612.25.42 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Patrick Delaney: Gouvernementalität in der alternden Gesellschaft. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37179-gouvernementalitaet-in-der-alternden-gesellschaft_45511, veröffentlicht am 12.06.2014. Buch-Nr.: 45511 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken