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Jean-Dominique Durand (Hrsg.)

Christian Democrat Internationalism. Its Action in Europe and Worldwide from post World War II until the 1990s. Volume I: The Origins

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2013 (Euroclio 79); 244 S.; 56,70 €; ISBN 978-3-0352-6380-0
Die Christdemokratie – als Sammelbegriff bürgerlicher Parteien – hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zweifelsohne einen massiven Einfluss auf die politische Gestaltung zahlreicher europäischer Staaten wie auch auf die der Europäischen Union insgesamt ausgeübt. Weniger bekannt dürfte indes sein, dass mit der Christlich Demokratischen Internationalen, die 1961 in Santiago de Chile als Christlich‑Demokratische Weltunion gegründet wurde, ein Zusammenschluss dieser Parteienfamilie besteht, der gezielt die internationale Vernetzung bürgerlich‑konservativer Politik betreibt. Anlässlich ihres 50. Geburtstages unternimmt der Band den Versuch einer historischen Bilanzierung, die sich von 1945 bis 1990 erstreckt (für die institutionellen Aspekte zwischen 1945 und 1979 vgl. den zweiten Band Buch‑Nr. 45374). Jean‑Dominique Durand beschreibt, worin eine christlich‑demokratische Identität, die dem Zusammenschluss ein inhaltliches Fundament zu geben vermag, besteht. Zunächst sei, so Durand, die in der Enzyklika Rerum Novarum von Papst Leo XIII. am 15. Mai 1891 niedergelegte katholische Soziallehre zu nennen, die als gemeinsames Fundament diene. In ihr komme die Überzeugung zum Ausdruck, dass es im Zusammenspiel von Wirtschaft und Gesellschaft immer im Bereich der Verantwortung des Einzelnen liege, gestaltend zu intervenieren. Nehme man den Subsidiaritätsgedanken hinzu, entstehe die Vorstellung einer Interaktion zwischen den Völkern, die insbesondere nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, so Durand, auf den Aspekt der internationalen Aussöhnung ausgerichtet gewesen sei. Vor dem Hintergrund dieses Verständnisses stellen die Beitragsautor_innen – jeweils aus nationaler Sicht – die spezifischen Entwicklungen christdemokratischer Politik in Europa, aber auch darüber hinaus, etwa in Lateinamerika, vor. Roberto Papini bleibt es vorbehalten, auf die Schwierigkeiten bei der Internationalisierung – explizit der katholischen Bewegung – zu verweisen: „Unlike the socialist and liberal movement, we can say that the Catholic political movement was not born with an internationalist push.“ (119) Die Bedrohung von außen – durch den Kommunismus – könnte, so Papini, in den frühen 1960er‑Jahren den entscheidenden Anstoß zur Internationalisierung gegeben haben.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.22 | 2.331 | 2.23 | 2.4 | 2.61 | 2.65 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Jean-Dominique Durand (Hrsg.): Christian Democrat Internationalism. Frankfurt a. M. u. a.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37157-christian-democrat-internationalism_45373, veröffentlicht am 05.06.2014. Buch-Nr.: 45373 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken