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Ulrich Riehm / Knud Böhle

Post ohne Briefträger. Sinkende Briefmengen und elektronische Postdienste als Herausforderungen für die Politik

Berlin: edition sigma 2014 (Studien des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag 39); 168 S.; 17,90 €; ISBN 978-3-8360-8139-9
Die Rahmenbedingungen des privaten und gewerbsmäßigen Briefverkehrs haben sich durch die zunehmende Nutzung elektronischer Kommunikationsdienste deutlich verändert, sodass für die Zukunft mit einem sinkenden Briefaufkommen zu rechnen ist. Welche Folgen könnte ein solcher derzeit zu beobachtender Trend für die flächendeckende Grundversorgung bei der Briefzustellung haben, für die der Staat durch den – nach der Privatisierung des Postwesens eingerichteten – Postuniversaldienst die Gewährleistungsverantwortung hat? Das Büro für Technikfolgenabschätzung wurde mit einer Untersuchung über „Postdienste und moderne Informations‑ und Kommunikationstechnologien“ (21) beauftragt, die Ergebnisse werden in diesem TA‑Bericht dokumentiert. Er umfasst eine Bestandsaufnahme der Entwicklungen im Briefmarkt. Ein kurzer Blick auf die globale Entwicklung zeigt, dass die Nachfrage nach elektronischer Substitution in Deutschland, Österreich und der Schweiz weitaus geringer ist als beispielsweise in den nordischen Staaten oder den Niederlanden, während sich für den nichtindustrialisierten Süden hingegen andeutet, dass die „Phase der Dominanz der Briefkommunikation durch elektronische Kommunikationsmittel übersprungen werden [könnte]“ (107). Mit Modellrechnungen und einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage wurden Veränderungen im Nutzungsverhalten in Deutschland erfasst, nach wichtigen Merkmalen für die Qualität von Postdiensten gefragt und verschiedene Schätzungen und Prognosen über künftige Briefmengen erstellt. Auch wenn die Autoren gegenwärtig keinen Handlungsbedarf für eine Anpassung des Postuniversaldienstes ausmachen, „ist andererseits eine Entwicklung absehbar, die die Universaldiensterfüllung erschweren könnte“ (138). Daher werden abschließend neben unternehmerischen auch entsprechende politische Handlungsoptionen diskutiert. Letztere beziehen sich einerseits auf die Gewährleistung von Mindeststandards unter Ausnutzung des nationalen Gestaltungsspielraums innerhalb der europäischen Postrichtlinie, andererseits auf Änderungen der EU‑Richtlinie selbst und auf eine grundlegende Reform für den Universalpostdienst. Über seinen eigentlichen Auftrag hinausgehend veranschaulicht der Bericht an diesem speziellen Beispiel die Grenzen und Chancen von Regulierungsmodellen im Gewährleistungsstaat.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.3432.263 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Ulrich Riehm / Knud Böhle: Post ohne Briefträger. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37138-post-ohne-brieftraeger_45512, veröffentlicht am 28.05.2014. Buch-Nr.: 45512 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken