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Alexander Mewes

Stadtgesellschaft und Zuwanderung. Zur Logik sozialräumlichen Integrationshandelns in der Einwanderungsgesellschaft

Konstanz/München: UVK Verlagsgesellschaft 2013; 233 S.; 29,- €; ISBN 978-3-86764-480-8
Diss. Bielefeld. – Das Bielefelder Institut für Konflikt‑ und Gewaltforschung wurde insbesondere durch die Studien von Wilhelm Heitmeyer zur gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit bundesweit bekannt. In einem weiteren Forschungsprojekt wurden Intergruppenkonflikte in Kleinstädten untersucht. Die im Rahmen dieses Projektes entstandene Dissertation hat Konflikte mit Aussiedlern in Salzgitter zum Gegenstand. Der Autor hat hierfür als teilnehmender Beobachter ein Jahr lang in Salzgitter gelebt, problemzentrierte Einzel‑ und Gruppeninterviews mit wesentlichen Akteuren geführt und die Lokalpresse ausgewertet. Alexander Mewes vergleicht dabei zwei Integrationsansätze: Die Umsetzung des Bund‑Länder‑Förderprogramms „Soziale Stadt“ in Salzgitter sowie die Wirkung eines Nachbarschaftszentrums. Das Förderprogramm soll die Entwicklung problembeladener Stadtteile unterstützen, indem insbesondere die Wohnungssituation verbessert, die Bevölkerung aktiviert und die lokale Wirtschaft unterstützt werden. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob und inwieweit solche Top‑down‑Ansätze erfolgreich sein können – und ob sich „zivile Intergruppenbeziehungen durch korporativ entwickelte Interventionsmaßnahmen gezielt herbeiführen lassen“ (12). Mewes zeichnet hierzu die komplexen sozialen Zusammenhänge (Machtgefüge, Beziehungskonstellationen, Interessengegensätze etc.) nach. Seine wohl weitgehend berechtigte Skepsis hinsichtlich der Steuerbarkeit von Stadtgesellschaften macht er an vielen Stellen deutlich. Sein Fazit: Integration gelingt eher durch langfristige Erzeugung von Vertrauen in kleineren Kontexten wie einem Nachbarschaftszentrum. Unerlässlich seien dabei charismatische lokale Persönlichkeiten. Der Top‑down‑Ansatz mit seinen „Eventcharakter“‑Angeboten (212), ungenauen Zielvorgaben und unzureichend funktionierendem Beteiligungsverfahren hingegen erreiche die Menschen nicht. Die Arbeit ist das Ergebnis einer ausgesprochen gründlichen Feldarbeit. Inwieweit Mewes negatives Urteil über die „Soziale Stadt“ berechtigt ist, lässt sich anhand der Analyse selbst freilich nicht überprüfen, zumal hier naturgemäß zwei denkbar unterschiedliche Organisationen verglichen wurden. Die Lektüre lohnt gleichermaßen für diejenigen, die auf dem Gebiet der soziologischen Konfliktforschung oder der Stadtplanung beziehungsweise des Quartiersmanagements tätig sind.
Dirk Burmester (DB)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Angestellter der Freien und Hansestadt Hamburg.
Rubrizierung: 2.3252.35 Empfohlene Zitierweise: Dirk Burmester, Rezension zu: Alexander Mewes: Stadtgesellschaft und Zuwanderung. Konstanz/München: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37039-stadtgesellschaft-und-zuwanderung_45402, veröffentlicht am 30.04.2014. Buch-Nr.: 45402 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken