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Helge Peukert

Das Moneyfest. Ursachen und Lösungen der Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise

Marburg: Metropolis-Verlag 2013; 157 S.; 12,80 €; ISBN 978-3-7316-1042-7
Die gegenwärtige Finanz‑ und Staatsschuldenkrise ist schon für Experten kaum zu verstehen – da ist etwas Orientierung immer willkommen. Helge Peukert stellt in seiner zugespitzt und kritisch formulierten kleinen Streitschrift angesichts der zunehmend sichtbaren verheerenden Konsequenzen von mehreren Jahren Turbokapitalismus, Austeritäts‑ und Entschuldungspolitik nichts weniger als die Systemfrage: „Wie sollte in einer globalisierten Welt ein soziales und ökologisches Europa mit echter demokratischer Mitsprache aussehen?“ (21) Diese Frage impliziert bereits seine Gegenwartsdiagnose: Eine von Finanzbelangen und ‑institutionen durchdrungene und regierte europäische Gesellschaft ist weder sozial noch ökologisch und schon gar nicht demokratisch. Damit ist sie, so Peukerts konsequente Folgerung, auch nicht zukunftsfähig. Er formuliert elf (kann das Zufall sein?) Thesen, die eine zukunftsfähige Entwicklung anstoßen sollen, und stellt sie in einem ebenso knappen wie prägnant formulierten „Moneyfest“ zusammen. Während sich die ersten acht Thesen auf Banken‑ und Besteuerungsfragen beziehen – und unter anderem die Abschaffung des umstrittenen Hochfrequenzhandels, das Verbot von Leerverkäufen, die Besteuerung von Finanztransaktionen und Vermögen sowie eine Begrenzung der Größe von Banken zum Gegenstand haben –, sind die anderen drei dem sozialen, ökologischen und politischen Umbau Europas hin zu einer Postwachstumsökonomie gewidmet. Während schon die finanzpolitischen Umgestaltungen die Bezeichnung „Fundamentalreformen“ (156) mehr als verdienen, so gilt das auch für die außerhalb des Finanzsektors anstehenden Umwälzungen. Peukert ahnt, dass diese sich nicht ohne „eine neue große Erzählung“ (157) werden umsetzen lassen – trotz aller Problematik des Begriffes. Alternativ könne Europa, könne die Welt natürlich auch abwarten und die bei fortgesetzter Wachstumsgläubigkeit unausweichlichen Katastrophen sozialer wie ökologischer Art über sich ergehen lassen. So polemisch und mitunter schwierig die von Peukert gewählte Begrifflichkeit auch sein mag – um eine Auseinandersetzung mit ihm wird eine gegenwartsdiagnostisch interessierte und politisch ambitionierte Leserschaft kaum herumkommen.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.22.2623.54.43 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Helge Peukert: Das Moneyfest. Marburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37030-das-moneyfest_45192, veröffentlicht am 30.04.2014. Buch-Nr.: 45192 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken