Brauchen wir eine andere Sicht, einen anderen Umgang mit gesellschaftlichen Gefahren und kollektiven Risiken? Die Reflektion über diese Frage bildet den gemeinsamen Nenner der Beiträge, die in diesem Sammelband als Ergebnis und Dokumentation der im Jahr 2010 stattgefundenen Osnabrücker Friedensgespräche erscheinen. Widergespiegelt wird die gesamte thematische Vielfalt der Veranstaltung, die Teilnehmer_innen unter anderem aus Politik, Wissenschaft, Verbänden, Sport und Kirche zusammengebracht hat. Neben den abgedruckten Podiumsdiskussionen und Vorträgen stehen wissenschaftliche Beiträge zu Fragen der Friedensforschung. Erstere umfassen Themen, die von Computerspielen und Jugendgewalt über die integrative Funktion von Fußball bis hin zu den Einflüssen von Religionen auf die Globalisierung reichen. So diskutieren mit Christian Pfeiffer und Alexander T. Müller ein Kriminologe und ein Unternehmer im Bereich e‑Sport, inwiefern Computerspiele im Zusammenhang mit jugendlichem Gewaltverhalten gesehen werden können, welche Suchtpotenziale diese Spiele bergen und inwiefern fehlende Medienkompetenz neue Ansätze des Umgangs mit diesem Phänomen verhindert. Auf einer wesentlich abstrakteren Ebene bewegt sich Lars Gerholdt, der sich mit den Betrachtungsebenen von Unsicherheit auseinandersetzt und zwischen objektiver, subjektiver, kollektiver und makrosozialer Unsicherheitswahrnehmung unterscheidet. Für Gerholdt ist dann auch die Forderung der Politik nach mehr Risikobewusstsein als Teil der individuellen Bewältigung von Unsicherheit wenig zielführend, erhalten doch eher „emotionszentrierte Umdeutungsprozesse die Handlungsfähigkeit des Einzelnen“ (155). Erforderlich sei daher vielmehr Orientierungswissen anstelle eines ausgeprägten Bewusstseins gegenüber Risiken.