Regieren, verstanden als „politische Steuerung komplexer Gesellschaften“ (2), konkretisiert sich als Koordination und Kooperation zur Gewährleistung von Kollektivgütern. Erfassbar ist es vor allem in drei theoretischen Perspektiven: per Neo‑Institutionalismus, akteurszentriertem Institutionalismus sowie systemischer Steuerungstheorie (und in dieser als Management struktureller Kopplungen, Management systemischer Kontingenzen und als Kontextsteuerung). Dass die Präferenz des Autors dabei auf der systemischen Steuerungstheorie liegt, macht den besonderen Wert des Buches aus. Denn Steuerung lässt sich „weder auf externe Eingriffe noch auf innere Dynamiken allein reduzieren“ (36). Besonders deutlich machen dies zwei Fallstudien. Sie illustrieren zwei entscheidende gegenwärtige Herausforderungen des Regierens: die Globalisierung und die Wissensgesellschaft. Inwieweit nämlich ist das globale Finanzsystem durch politische Steuerung regelbar? Und: Wie kann Regieren in der differenzierten Wissensgesellschaft so gestaltet werden, dass es lösungsbezogen wahrgenommen wird? Beide Fallstudien machen Kernprobleme und Grenzen demokratischen Regierens deutlich. Wenn nämlich die „Intelligenz der Demokratie“ (Charles Lindblom) darin besteht, als beständiger dezentraler, evolutionärer, vielseitiger und inkrementaler Anpassungsprozess eine systemische Zweckmäßigkeit zu generieren, ist Regieren – zumal in globalen Dimensionen – ein zunehmend komplexer werdendes Akteurs‑ und Aktionsbündel. Daraus ergeben sich schwerwiegende Risiken. Denn, „wenn selbst eine Krise von der Massivität der globalen Finanzkrise nicht für weitreichende Reformen genutzt wird, dann stehen die Aussichten für eine angemessene oder auch nur brauchbare Form des Regierens schlecht“ (140). Global Governance bleibt dann ein bloßer Gedanke. Der Band bietet jedoch einen gedankenreichen Kompass.