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Friederike Schmitz (Hrsg.)

Tierethik. Grundlagentexte

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2014 (suhrkamp taschenbuch wissenschaft 2082); 589 S.; 24,- €; ISBN 978-3-518-29682-0
Mit dem Anspruch, das Verhältnis von Mensch und Tier zu hinterfragen und die Debatte darum von den wissenschaftlichen Elfenbeintürmen in eine auch alltagstaugliche Handlungsethik zu überführen, konzipiert die Herausgeberin eine knapp 600‑seitige Textsammlung. Die Beiträge der achtzehn Autor_innen von Peter Singer über Sue Donaldson bis hin zu Will Kymlicka umspannen etwa dreißig Jahre der philosophischen Diskussion über Tierethik und sind nur grob gegliedert. Ihre Anordnung entblättert vielgestaltige Annäherungen an die immer gleichen Fragen: Erfahren „nichtmenschliche Tiere“ (176) moralische Berücksichtigung? Worauf gründet sich dieser Status, ist es ihre Empfindungs‑ oder Leidensfähigkeit, das Vermögen zur Selbsterkenntnis oder ihr intrinsischer Wert als Lebewesen? Muss dabei eine Unterscheidung verschiedener Spezies getroffen werden? Welche Rechte von Tieren ergeben sich aus jenem moralischen Status? Wie sind nichtmenschliche und menschliche Subjekte als Träger von Rechten und Interessen zu vereinen, wer übernimmt ihre Stimme oder anwaltliche Vertretung? Und nicht zuletzt: Welche praktischen Folgen hat dies für den menschlichen Umgang mit Tieren? Friederike Schmitz fordert einen ethischen Veganismus, der allerdings selbst noch einer letztgültigen Begründung harrt und Fragen der Nutzung von Tieren nicht vollständig beantworten kann. Sie lehnt Reformen des Tierschutzes zur Verbesserung von Lebens‑ und Haltungsbedingungen gerade wegen der in ihr atmenden Differenz des moralischen Status ab. Eher votiert sie für eine „Revolution unserer Einstellungen zu nichtmenschlichen Tieren“ (31). Der Wert des Bandes liegt im schnellen Zugriff auf Grundlagentexte. Während nach Ted Benton der Weg des Rechtediskurses hin zu einer Solidaritätsbeziehung möglich ist, will Christine Korsgaard mit Kant an der besonderen Vernunftnatur des Menschen festhalten. Ebenso konzentriert sich Peter Carruther auf die menschliche „Grausamkeit“ (219 ff.) gegenüber Tieren, indem er die philosophische Debatte über das Handeln menschlicher Subjekte nicht für beendet erklärt.
Ellen Thümmler (ET)
Dr., Politikwissenschaftlerin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Politikwissenschaft, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 5.15.425.44 Empfohlene Zitierweise: Ellen Thümmler, Rezension zu: Friederike Schmitz (Hrsg.): Tierethik. Frankfurt a. M.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36936-tierethik_45291, veröffentlicht am 03.04.2014. Buch-Nr.: 45291 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken