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Regina Ammicht Quinn (Hrsg.)

Sicherheitsethik

Wiesbaden: Springer VS 2014 (Studien zur Inneren Sicherheit 16); 296 S.; 39,99 €; ISBN 978-3-658-03202-9
Da Sicherheit in vielen Bereichen der Gesellschaft eine immer größere Rolle spielt – von Geldanlagen über Lebensmittel bis zu Daten – wird es nach Meinung der Herausgeberin Zeit für die Etablierung eines neuen Forschungsfelds: der Sicherheitsethik. Diese soll „Kriterien für Sicherheitshandeln […] entwickeln, indem sie Fragen nach dessen Angemessenheit und moralischer Richtigkeit stellt und die Auswirkungen von Sicherheitshandeln auf Gesellschaftskonzepte analysiert“ (8). Die Autorinnen und Autoren des Sammelbands nehmen sich des Themas unterschiedlich an, so werden sowohl das Verhältnis von Sicherheit und Ethik sowie die Kernfragen einer Sicherheitsethik diskutiert als auch einzelne Anwendungskontexte erörtert. In der Einführung bietet Renate Ammicht Quinn einen ideengeschichtlichen Überblick über die Entwicklung des Sicherheitsbegriffs und seine Deutungsebenen. Entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung nahmen vor allem Säkularisierungs‑ und Individualisierungstendenzen, so die Autorin. Ein zentraler, wenngleich nicht neuer Punkt sind die Abwägungsdiskurse um die Sicherheit: „Abwägungsüberlegungen fragen danach, welchen Preis – in Form von Geld, Freiheit, Gerechtigkeit oder Privatheit – wir bereit sind, für den Wert ‚Sicherheit‘ zu bezahlen.“ (29) Ammicht Quinn gibt dabei zu bedenken, dass man Sicherheit nicht nur als begrenzte, sondern auch als zu begrenzende Ressource auffassen sollte, „weil ein freies Gemeinwesen, das auf die unbegrenzte Steigerung von Sicherheit zielt, am Ende kaum noch jenes freie Gemeinwesen wäre“ (43). Tobias Matzner ergänzt, dass der Preis für Sicherheit immer auf mehrere zurückfalle: „Nur in den seltensten Fällen ist das individuelle Bedürfnis nach Sicherheit also auch individuell umsetzbar.“ (107) Geht es um mehr als das eigene Türschloss oder die Auswahl von Passwörtern, sieht er Sicherheit als Aufgabe der demokratischen Gesellschaft an. Doch stellten demokratische Entscheidungen gleichzeitig auch einen Unsicherheitsfaktor dar: Nicht nur die Sicherheitsbedürfnisse der Mehrheit dürften erfüllt werden, sondern die aller Bürgerinnen und Bürger. Zudem müsse an der Scheidelinie zwischen Sicherheit als Aufgabe und Sicherheit als Bedarf eines demokratischen Systems immer wieder abgewogen werden, wobei der Bedarf „seine Grenze in den demokratischen Grundrechten“ (118) finden müsse.
Simone Winkens (SWI)
M. A., Politikwissenschaftlerin, Online-Redakteurin.
Rubrizierung: 2.232.2635.44 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Regina Ammicht Quinn (Hrsg.): Sicherheitsethik Wiesbaden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36915-sicherheitsethik_45221, veröffentlicht am 27.03.2014. Buch-Nr.: 45221 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken